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Editorial

100 Millionen Mal

Stellen Sie sich vor, Sie könnten im Kopf so schnell rechnen wie der schnellste Computer. Stellen Sie sich weiter vor, Sie hätten eine monsterkomplizierte Rechenaufgabe zu lösen und würden dafür drei Jahre lang, ohne zu essen, zu schlafen oder Urlaub zu machen, nur rechnen. Drei Jahre lang. Und jetzt käme einer daher, der das, wozu Sie drei Jahre brauchen, in – Bäääm – einer Sekunde ausrechnet.

So viel schneller rechnet unter bestimmten Bedingungen ein Quantencomputer. Einhundert Millionen Mal. Schwer vorstellbar, oder? Na ja, das ist ja noch Zukunftsmusik. Oder? Nein, ist es nicht. Die Forscherteams von Google und der NASA verkündeten bereits letztes Jahr: Es funktioniert! Google arbeitet mittlerweile sogar schon daran, selbst Quantenchips zu entwickeln. Nicht weil ihnen der Einkauf zu teuer wäre, sondern weil ihnen mal wieder alles zu langsam vorangeht. Dazu holte man sich typischerweise wieder die besten Experten ins Haus. An einem weiteren Hindernis arbeitet man bereits präventiv seit Jahren, noch bevor der erste dieser neuartigen Computer überhaupt einsatzfähig war. Nämlich dem der Programmierung. Quantencomputer rechnen nicht wie herkömmlich am Ende nur mit Nullen und Einsen, also mit zwei Zuständen, sondern sie können prinzipiell beliebig viele Zustände annehmen und daher auch alles gleichzeitig berechnen. Dazu braucht man völlig neue Algorithmen, und während andere Unternehmen noch abzuschätzen versuchen, wann, wie und ob Quantencomputer interessant sein könnten, denkt und arbeitet man bei Google schon mit einer derartigen Intensität an dem Thema, als wären sie bereits Alltag.

Was hat das alles mit dem Web zu tun? Eine ganze Menge, wie Sie in unserem Titelbeitrag in dieser Ausgabe nachlesen können. Der Aufbau künstlicher Intelligenzen greift auf sogenannte neuronale Netze zurück, die sich im Prinzip ständig selbstlernend verbessern können – ohne dass der Mensch ihnen sagt, was sie im Detail tun sollen. Ach, das funktionierte doch schon vor 20 Jahren nicht … Ja, genau! Weil die nötigen Berechnungen zu komplex waren und auch heute noch sind, um sie von Computern bearbeiten zu lassen, die immer nur eines nach dem anderen tun können. Das Prinzip der selbstlernenden neuronalen Netze funktionierte schon immer, weil es dem menschlichen Gehirn nachempfunden ist. Aber bisher fehlte die Hardware dazu. Hier werden Quantencomputer im wahrsten Sinne des Wortes einen Quantensprung auslösen.

RankBrain nennt Google seine neue künstliche Intelligenz, die bereits live eingebunden ist. Was sich dahinter verbirgt, wie es funktioniert und worauf Sie sich einstellen müssen, können Sie hier lesen.