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Editorial

Digitalisierung? Not us!

Gestern las ich einen Test über Rasenroboter. Gewonnen hat nicht ein Gerät der bekannten Gartenprofi-Unternehmen, sondern das von Segway. So etwas bemerke ich in den letzten Jahren immer wieder, dass Branchengrößen mit ihren Geräten zwar „auch digitalisieren“, aber irgendwie nur angeklatscht. Zurück zum Testbericht. Dort fiel mir vor allem die Bemerkung eines Testers auf. Virtuelle Mähgebiete auf dem Handy zu erzeugen, können mittlerweile alle Testteilnehmer. Aber Gartenbesitzer wissen, dass sich Gärten ändern können und dann die eingebrannten Karten nicht mehr stimmen. Fährt der Automäher an bestimmten Stellen nicht nah genug an den Rand oder bleibt er an bestimmten Stellen immer wieder hängen, müssen die Einstellungen geändert werden. Der Tester merkte an, dass es beim Segway genügt, den Grasrobot erneut über bestimmte Stellen zu lenken oder diese auszusparen. Schon wird die Karte aktualisiert. Bei allen anderen Herstellern muss man die Karte löschen (Ufff!) und komplett neu erstellen. Eine Kleinigkeit? Die Programmierer haben noch nie einen Garten gesehen? Könnte sein. Ebenso wahrscheinlich ist es aber, dass die Software „bestellt“, also extern erstellt wurde. Das Pflichtenheft ist geschrieben, Änderungen werden teuer. Der Bordcomputer moderner Autos sagt auf den Kilometer genau, wie lange der Sprit noch hält. Das Navigationssystem kann auf Anfrage die nächsten Tankstellen finden. Beide arbeiten aber nicht zusammen und lassen einen tatsächlich mit leerem Tank an der letzten Tankstelle vorbeifahren. Zukaufen von unterschiedlichen Softwareherstellern macht versteckte Probleme, die meist erst beim Kunden und beim echten Produktgebrauch auftauchen. Siehe Rasenrobot.

Was hat das mit Online zu tun? Na ja, wenn man aufmerksam beobachtet, erkennt man, dass dieselben Unternehmen, die lieber Hard- als eine integrierte Kombination aus Hard- und Software entwickeln, eben auch beim Thema Online lieber zukaufen. Man ist gewohnt, statt „digital first“ erst die Hardware zu entwickeln und dann extern Software dazuzubestellen. Und warum sollte man das Thema Web eben nicht auch zukaufen? Diese Haltung sorgt für Freude und volle Kassen für Agenturen. Und für einen ungebrochenen Boom. Webleistung verkauft sich alleine per an die Hauswand gespaxtes Firmenschild.

Doch jetzt betritt ein mächtiger Gegner die Bühne: KI, zunächst in Gestalt von ChatGPT und Bard von Google. Können die Chipsgesteuerten künftig genügend Hilfestellung für Aufgaben im Online-Marketing geben? Zum Texten für Webseiten? Zum Erzeugen passender Bilder? In dieser Ausgabe haben wir für Sie einige Tools, Tipps und Tricks zusammengetragen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. Für Erheiterung sorgte kürzlich ein Meme, was sich durch die sozialen Medien geboostet hat. Dort war zu lesen, dass KI keine Gefahr für Agenturen wäre, denn dazu müsse man ja genau wissen bzw. definieren, was man brauchen würde. Und genau dies können viele beauftragende Unternehmen eben gerade nicht! Ein Schelm, wer Digitales denkt …