So setzen Sie ChatGPT effizient ein

Kai Spriestersbach
Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer, Berater und KI-Forscher mit einem Masterabschluss in Webwissenschaften. Sein Sachbuch „Richtig Texten mit KI: ChatGPT, GPT-4, GPT-3 & Co.“ erschien im April 2023 im mvg Verlag. Er hilft Unternehmen dabei, generative KI sicher produktiv einzusetzen, und arbeitet an seiner Masterclass zum Thema generative KI.

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Wie kann die künstliche Intelligenz einem als eine Art Assistent zur Seite stehen? Wie kann sie die Kreativität beflügeln und helfen, Zeit und Energie zu sparen? Lesen Sie in dieser Ausgabe exklusiv vorab einige Auszüge aus dem in den nächsten Tagen erscheinenden Buch von Kai Spriestersbach „Richtig texten mit KI – ChatGPT, GPT-4, GPT-3 & Co.“. Dort teilt er seine Erkenntnisse, Tipps und Tricks auf dem Gebiet der Nutzung der künstlichen Intelligenz mit der Öffentlichkeit.

Der Hype-Zug rollt und er scheint unaufhaltsam. Es führt kaum ein Weg an ChatGPT vorbei. In Comedy-Podcasts wird ebenso über den Chatbot gesprochen wie in der Tagesschau, im Radio, sogar beim Friseur unterhalten sich Menschen darüber, die in ihrem Alltag eigentlich wenig oder nichts mit Computern zu tun haben. ChatGPT hat den Sprung in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Doch was steckt eigentlich hinter ChatGPT und wofür steht GPT?

GPT ist die Abkürzung für „Generative Pre-trained Transformer“. Die direkte Übersetzung davon wäre „vortrainierte erzeugende Umwandler“. Diese Bezeichnung wurde erstmals in einem im Juni 2018 von OpenAI veröffentlichten Forschungspapier mit dem Titel „Improving Language Understanding by Generative Pre-Training“ verwendet. Die Zahl dahinter bezeichnet die jeweilige Modellversion. GPT-4 ist also bereits die vierte Generation einer künstlichen Intelligenz-Technologie, die in der Lage ist, menschenähnliche Texte zu generieren.

Laut OpenAI war GPT-2 bereits Anfang 2019 in der Lage, Texte zu schreiben, die so aussehen, als ob sie von einem menschlichen Autor geschrieben worden sind. Damals entschied man sich aus Sorge vor einem Missbrauch, das heißt aus Sorge vor Erstellung und Verbreitung von Falschinformationen und Propaganda dafür, das Modell nicht zu veröffentlichen. Stattdessen arbeitete man an der nächsten Version und entwickelte gleichzeitig eine Möglichkeit, die Fähigkeiten der KI zu kontrollieren, damit sich diese an bestimmte Regeln hält und sich sicher verwenden lässt.

Das Ergebnis davon kennen wir heute als ChatGPT. Der Chatbot von OpenAI ist in der Lage, eine Konversation zu führen, die sich für uns Menschen so anfühlt, als würde die KI verstehen, was wir schreiben. ChatGPT, GPT-3 und GPT-4 werden häufig in einem Atemzug genannt, doch es ist wichtig, den Unterschied zu verstehen. ChatGPT ist eine Chatbot-Anwendung, während GPT-3 und GPT-4 die großen Sprachmodelle bezeichnet, die – unter anderem – von ChatGPT verwendet werden.

Nachdem wir geklärt haben, was ChatGPT ist, stellt sich nun die Frage, was ChatGPT eigentlich kann und was nicht. Denn nur wenn wir die Grenzen dessen kennen, was die KI imstande ist zu leisten, können wir sinnvoll und produktiv damit umgehen.

Vorsicht bei Selbstauskünften der KI

Bei Fragen zur KI selbst gibt es eine wichtige Besonderheit zu beachten: Ihre Selbstauskünfte stammen nicht aus den Trainingsdaten! Weder ChatGPT noch GPT-4 oder GPT-3 sind schlau genug, um zu begreifen, was sie selbst sind, und sie können auch nicht aus sich selbst heraus wissen, was sie können und was nicht. Im Gegensatz zu normalen Fragen zu allem Möglichen antwortet ChatGPT bei Fragen zu seiner Natur, seinen Fähigkeiten und Einschränkungen nicht auf der Basis der Trainingsdaten, sondern anhand weniger Textzeilen, die der KI in jedem Chat-Fenster von den Entwicklern der KI eingetrichtert werden! Diese Zeilen sind für den Anwender nicht sichtbar, müssen von der KI jedoch berücksichtigt werden. Diese Anweisungen werden dazu verwendet, die Inhaltskontrolle von OpenAI durchzusetzen. Darin stehen unter anderem die Informationen, die ChatGPT über sich selbst verraten darf, beispielsweise wenn man es nach seinem Namen fragt. Man sollte sich der Einschränkungen, denen aktuelle KI-Systeme unterliegen, also stets bewusst sein.

ChatGPT neigt zu Halluzinationen

Je nach Anfrage kann es dir bei der Generierung von Texten nicht nur passieren, dass einzelne Aussagen, Fakten oder Daten falsch sind, wie wir am Beispiel von Madame Curie gesehen haben. Es ist sogar möglich, dass sich das Sprachmodell einen kompletten Text ausdenkt, der schlichtweg nicht den Tatsachen entspricht. Leider lassen sich diese Halluzinationen nur schwer erkennen, wenn man sich selbst nicht besonders gut im Themengebiet auskennt, über das die KI fantasiert. Denn die generierten Antworten wirken mitunter besonders klug, weil die in den Trainingsdaten gefundenen Muster auf uns Menschen wie echtes Verständnis von der Thematik wirken können.

Schreibt die Maschine allerdings etwas innerhalb eines Themenkomplexes, das in den Trainingsdaten nicht oder nur unzureichend enthalten ist, bekommt man entweder nur sehr oberflächliche und pauschale Aussagen oder wieder – im schlimmsten Fall – vollkommen ausgedachte Texte. Sehr viel erfolgreicher sind moderne Sprachmodelle bei Themen, die sehr häufig in den Trainingsdaten enthalten sind. Selbst bei komplexesten Themen kann es dann so erscheinen, als würden sie die Materie verstehen.

ChatGPT ist nicht neutral

Als letzte Einschränkung müssen wir uns mit einem kritischen und ethisch wichtigen Aspekt von Künstlicher Intelligenz befassen: Verzerrungen und Vorurteile in KI-Systemen. Denn wie jedes mächtige Werkzeug hat auch die Künstliche Intelligenz ihre Schattenseiten, daher ist es unerlässlich, diese zu erkennen und zu adressieren, um eine verantwortungsvolle Nutzung zu gewährleisten. Die Reproduktion von Diskriminierung und Vorurteilen durch KI-Systeme ist das Ergebnis von Verzerrungen in den Daten, auf denen die Modelle trainiert wurden. Diese Daten stammen in der Regel aus Texten, die von Menschen verfasst wurden, und spiegeln somit die Meinungen, Vorurteile und Stereotypen wider, die in der Gesellschaft vorherrschen. Das bedeutet, dass KI-Systeme wie ChatGPT nicht nur menschenähnliche Schreibfähigkeiten erlernen, sondern auch die Fehlannahmen und Vorurteile, die in den Trainingsdaten enthalten sind.

Ein bekanntes Beispiel für Diskriminierung in KI-Systemen ist das sogenannte »Gender Bias«, also Vorurteile, die auf dem Geschlecht von Personen basieren. Wenn ein Sprachmodell mit Texten trainiert wird, die geschlechtsspezifische Stereotypen enthalten, wird dies zwangsläufig dazu führen, dass das Modell diese Stereotypen auch in seinen eigenen generierten Texten oder Antworten reproduziert. So könnte beispielsweise eine KI fälschlicherweise annehmen, dass Frauen eher Krankenschwestern und Männer eher Ärzte sind als umgekehrt. Solche Annahmen können unangemessene oder diskriminierende Antworten hervorbringen und das Verständnis und die Akzeptanz von Vielfalt und Gleichberechtigung beeinträchtigen.

Klarheit und Verständigung bei der Eingabe führen zum Ziel

Die Essenz eines erfolgreichen Gesprächs liegt in der Verständigung, das gilt nicht nur für Unterhaltungen mit Menschen, sondern auch für die Arbeit mit ChatGPT. Wenn man also mit ChatGPT spricht, sollte man seine Sätze immer so gestalten, dass sie leicht verständlich sind und die Künstliche Intelligenz das gewünschte Thema oder die Aufgabe schnell erfassen kann. Ein verbessertes Verständnis deines Inputs ermöglicht es der KI, genauere und relevantere Antworten zu geben und macht das Gespräch interessanter und informativer. Indem man den zentralen Punkt des Dialogs unmissverständlich klarstellt, kannst man das Gespräch in die richtige Richtung lenken und sicherstellen, dass die Themen behandelt werden, die persönlich interessant sind.

Es mag verlockend erscheinen, offene oder weit gefasste Fragen zu stellen, um umfassendere Antworten zu erhalten. Doch solche Fragen können zu unzusammenhängenden oder wenig fokussierten Dialogen mit ChatGPT führen.

Hier ein erstes Beispiel für eine konkrete Anfrage per Prompt:

„Bitte sei mein Automechaniker. Ich brauche jemanden, der sich sehr gut mit Autos auskennt und Lösungen für Fehler findet wie z.B. die Diagnose von Problemen oder Fehlern, die im Armaturenbrett angezeigt werden oder sich durch ungewöhnliche Geräusche oder im Fahrverhalten bemerkbar machen. Bitte stelle hierzu Fragen, um herauszufinden, was die Ursache dafür ist (z.B. Ölmangel oder Verschleiß der Bremsen), und schlage notwendige Maßnahmen wie Reparaturen und den Einbau von Ersatzteilen vor.“

Die Antwort von ChatGPT in der Version 4:

Natürlich, ich helfe Ihnen gerne bei der Diagnose von Problemen mit Ihrem Auto. Um Ihnen besser helfen zu
können, benötige ich zunächst einige Informationen über Ihr Fahrzeug und die Probleme, die Sie feststellen:

  • Fahrzeughersteller, Modell und Baujahr
  • Kilometerstand des Fahrzeugs
  • Gibt es Fehlermeldungen oder Warnleuchten auf dem Armaturenbrett? Wenn ja, welche?
  • Beschreiben Sie die ungewöhnlichen Geräusche oder das Fahrverhalten, das Sie bemerkt haben. Wann treten diese Geräusche oder das Verhalten auf (z.B. beim Beschleunigen, Bremsen, im Leerlauf)?
  • Haben Sie kürzlich Wartungsarbeiten an Ihrem Fahrzeug durchgeführt oder Teile ausgetauscht?
  • Gibt es sonstige Auffälligkeiten oder Probleme, die Sie bemerkt haben?

Sobald Sie mir diese Informationen zur Verfügung stellen, kann ich Ihnen bei der Diagnose der Probleme helfen und mögliche Lösungen vorschlagen.

Eine mögliche Antwort auf die Anforderung von ChatGPT nach mehr Informationen könnte z. B. so aussehen:

„Ich fahre einen VW Tiguan von 2008 mit 250.000 km Laufleistung. In letzter Zeit quietscht das Fahrzeug stark beim Bremsen und das Lenkrad wird dabei unruhig und vibriert. Ich habe bis etwa 100.000 km alle Wartungen durchführen lassen und die Serviceintervalle so lange eingehalten, bis die Fahrzeuggarantie abgelaufen war.“

ChatGPT reagiert und arbeitet diese weiteren Information ein seine nächste Antwort ein.

Danke für die Informationen. Basierend auf Ihrer Beschreibung gibt es zwei Hauptursachen, die das Quietschen beim Bremsen und die Vibrationen im Lenkrad verursachen könnten:

  1. Abgenutzte Bremsbeläge: Wenn die Bremsbeläge stark abgenutzt sind, kann dies zu einem quietschenden Geräusch führen, wenn Sie bremsen. Darüber hinaus können abgenutzte Bremsbeläge die Bremsleistung beeinträchtigen und dazu führen, dass das Lenkrad vibriert.
  2. Verzogene Bremsscheiben: Wenn die Bremsscheiben verzogen sind, kann dies ebenfalls zu Vibrationen im Lenkrad und quietschenden Geräuschen beim Bremsen führen. Bremsscheiben können sich verziehen, wenn sie übermäßiger Hitze ausgesetzt sind oder durch eine ungleichmäßige Abnutzung der Bremsbeläge.

Um das Problem zu beheben, empfehle ich Ihnen, eine Inspektion der Bremsanlage durchzuführen oder durchführen zu lassen. Hier sind die Schritte, die Sie oder ein Mechaniker unternehmen sollten:

  1. Überprüfen Sie den Zustand der Bremsbeläge. Wenn sie stark abgenutzt sind (weniger als 3 mm Belagstärke), sollten sie ausgetauscht werden.
  2. Überprüfen Sie die Bremsscheiben auf Verzug oder Risse. Wenn sie verzogen oder beschädigt sind, sollten sie ebenfalls ausgetauscht oder ggf. abgedreht werden, sofern sie noch innerhalb der zulässigen Toleranz sind. Bitte beachten Sie, dass beim Abdrehen der Bremsscheiben Material abgetragen wird, was die Lebensdauer der Bremsscheiben verkürzen kann. In vielen Fällen ist es ratsam, die Bremsscheiben einfach auszutauschen, besonders wenn sie bereits viel abgenutzt sind.
  3. Überprüfen Sie die Bremssättel und -klötze auf korrekte Funktion und ob sie sich leicht bewegen lassen. Wenn sie klemmen oder schwergängig sind, sollten sie gereinigt und ggf. instandgesetzt oder ersetzt werden.
  4. Überprüfen Sie die Bremsflüssigkeit, und stellen Sie sicher, dass sie auf dem richtigen Stand ist und keine Verunreinigungen enthält. Wenn die Bremsflüssigkeit alt oder verschmutzt ist, sollten Sie sie austauschen.
  5. Nachdem Sie diese Überprüfungen durchgeführt oder durchführen lassen haben und die notwendigen Reparaturen oder Ersatzteile vorgenommen wurden, sollten die quietschenden Geräusche und Vibrationen im Lenkrad beim Bremsen verschwinden.

Es ist auch wichtig, die regelmäßige Wartung Ihres Fahrzeugs fortzusetzen, auch wenn die Garantie abgelaufen ist. Regelmäßige Wartungsarbeiten helfen dabei, die Lebensdauer Ihres Fahrzeugs zu verlängern und teure Reparaturen in der Zukunft zu vermeiden. Achten Sie darauf, die Serviceintervalle gemäß der Empfehlungen des Herstellers einzuhalten und alle notwendigen Arbeiten wie Ölwechsel, Filterwechsel, Reifenrotation und Überprüfung der Bremsen durchzuführen.

Wie man sehen kann, kann man ChatGPT durchaus auch längere Informationen mit genügend hohem Detaillierungsgrad entlocken, wenn die Anfrage präzise genug ist.

Tipp

Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie ChatGPT funktioniert und wie man das Maximum aus der KI herausholt, sehen Sie sich am besten das aktuelle Buch des Autors einmal näher an:

„Richtig texten mit KI – ChatGPT, GPT-4, GPT-3 & Co.: Texte schreiben mithilfe Künstlicher Intelligenz für Job, Uni und Websites – inkl. über 100 Prompts ausführlich erklärt!“, 272 Seiten, mvg Verlag, ISBN: 978-3747405741, Taschenbuch 14 €, Kindle-Version 11,99 €

ChatGPT kann auch bestimmte Sprach-Stile

Weist man ChatGPT am Ende einer Eingabe an, in einem bestimmten Stil zu antworten, fallen die Formulierungen nicht mehr so nüchtern und formal aus.

Ein Beispiel wäre

„Schreibe bitte im Stil eines Experten auf dem Gebiet SEO mit mehr als zehn Jahren Erfahrung.“

oder

„Erkläre dies in einfachen Worten.“

Ebenso ist es möglich, den Stil bestimme Personen nachahmen zu lassen, sofern sie ChatGPT kennt. Ob das der Fall ist, kann eine einfach Frage nach dieser Person klären.

Prompts für Marketing und Vertrieb

Eine der weitverbreiteten Anwendungsmöglichkeiten generativer Künstlicher Intelligenz besteht darin, Impulse für Marketing und Vertriebsaktivitäten zu generieren. Nicht ohne Grund sind die meisten der spezialisierten KI-Text-Tools auf Workflows in diesem Bereich spezialisiert. Tools wie Frase.io, Copy.ai oder Jasper.ai helfen beispielsweise mit speziell dafür erstellten Eingabemasken und Workflows dabei, sowohl einfache Werbeslogans, Produktbeschreibungen als auch hochwertige SEO-Inhalte zu erstellen. Sie unterstützen dabei, die notwendigen Informationen zu recherchieren, die Texte zu schreiben und diese anschließend für die Suchmaschine zu optimieren. Doch auch ohne ein solches Tool kann man Marketing und Vertrieb mithilfe guter Prompts unterstützen.

„Ich möchte, dass du als Werbetreibender agierst. Du wirst eine Kampagne erstellen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bewerben. Passend zu meiner Zielgruppe entwickelst du Schlüsselbotschaften und Slogans, wählst die Medienkanäle für die Werbung aus und entscheidest über zusätzliche Aktivitäten, die zum Erreichen deiner Ziele notwendig sind. Mein erster Auftrag lautet: »Ich brauche Hilfe bei der Erstellung einer Werbekampagne für rosa Sonnenbrillen aus Holz, die sich an Millenials richtet.«“

„Erstelle zehn überzeugende Claims für rosa Sonnenbrillen aus Holz“

Baue eine Nutzenargumentation für ein Hautprodukt auf, das folgenden Zweck erfüllt: Sonnenschutz und Glitzereffekt. Die Produkteigenschaften sind die folgenden: Günstiger Preis, sehr gute Hautverträglichkeit und schneller Schutz.

Bitte erstelle zehn einprägsame E-Mail-Betreffzeilen, die Generation Y dazu bringen, eine Nachricht für eine Kampagne rund um rosa Holzsonnenbrillen zu öffnen.

Welche Hashtags sollte ich bei Instagram bei einem Post zu rosa Sonnenbrillen verwenden, um meine Reichweite zu maximieren?

Texte vollständig umschreiben oder vereinfachen lassen

Ein herausragendes Merkmal von ChatGPT ist seine Fähigkeit, vorhandene Texte in alternativen Worten und neuen Formulierungen wiederzugeben. So kann man einen kompletten Text umschreiben lassen, sodass er so klingt, als ob dieser von einem anderen Menschen geschrieben wurde. Oder man weist ChatGPT an, einen Text entsprechend einer Längenangabe nach Worten oder Sätzen zusammen zu fassen bzw. zu kürzen.

Dabei gibt es eine wichtige Einschränkung zu berücksichtigen: Die Länge der maximalen Eingabe an das Sprachmodell ist beschränkt! Das trifft auch auf lange Gespräche mit ChatGPT zu.

Dadurch, dass man eine beliebig lange Konversation mit der KI führen kann, könnte man meinen, dass man lange Texte nach und nach in vielen kleinen Häppchen in den Chat einfügen kann, um sie am Ende als Ganzes zusammenfassen zu lassen. Das funktioniert so jedoch leider nicht. Denn auch ChatGPT mit dem neuen GPT-4 Modell ist nicht in der Lage, über eine bestimmte Anzahl von Wörtern hinaus auf die vorhergehenden Nachrichten zuzugreifen.

Wenn du nun beispielsweise einen langen englischen Text übersetzen willst, kannst du diesen nicht auf einmal in das Nachrichtenfeld bei ChatGPT hineinkopieren. Spätestens beim Abschicken bekommst du die Rückmeldung, dass du die maximale Anzahl der Zeichen überschritten hast. Nun musst du den Text in kleine Stücke aufteilen und diese nacheinander übersetzen lassen. Anschließend kannst du die übersetzten Teile aus ChatGPT wieder in deinem Textprogramm zusammenfügen.

Kann KI kreativ sein?

Die großen Sprachmodelle wie GPT-3 und GPT-4 bestehen aus künstlichen neuronalen Netzen, die in ihrer Funktionsweise den Neuronen in unserem Gehirn nachempfunden sind. Dabei spielen verschiedene kognitive Prozesse eine Rolle wie etwa das Erkennen von Mustern, das Kombinieren von Informationen oder das Lösen von Problemen, ebenso wie bei uns Menschen. Doch Kreativität wird häufig als die Fähigkeit beschrieben, neue, originelle und wertvolle Ideen, Lösungen oder Produkte zu entwickeln. Der Mensch als kreatives Wesen zeichnet sich aus durch seine Fähigkeit, Neues zu schaffen und Grenzen zu überschreiten. Doch wie verhält es sich bei einer KI?

GPTs Hauptaufgabe ist es, menschenähnliche Texte zu generieren, basierend auf großen Mengen von Trainingsdaten. Dabei kann das Modell erstaunliche Ergebnisse erzielen wie zum Beispiel beim Verfassen von Artikeln, Gedichten oder sogar durch das Imitieren bestimmter Schreibstile. Aber ist das wirklich kreativ?

Einige Argumente sprechen dafür, GPT als kreativ zu betrachten. Das Modell kann unerwartete und originelle Texte erzeugen, die man nicht unmittelbar in den Trainingsdaten wiederfindet. Es kann Zusammenhänge herstellen und Informationen kombinieren, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören.

Doch es gibt auch Gegenargumente. GPT basiert auf maschinellem Lernen, das heißt, es zieht sein Wissen und seine Fähigkeiten aus den Daten, mit denen es trainiert wurde. In gewisser Weise ist GPT also eher ein Nachahmer als ein echter Schöpfer. Die originellen Ideen, die es generiert, sind letztendlich auf die Vielfalt der Trainingsdaten zurückzuführen, nicht auf eine intrinsische Fähigkeit zur Kreativität.

Die Frage, ob künstliche Intelligenzen wie ChatGPT kreativ sind oder lediglich Maschinen zur Erstellung von bedeutungslosen Texten, ist eine spannende und komplexe. Anstatt sie einfach auf ihre Fähigkeit zu reduzieren, einen Roman oder ein Gedicht zu verfassen, müssen wir uns damit beschäftigen, wie kreative Prozesse bei Menschen funktionieren und inwiefern ChatGPT diese Prozesse nachahmen kann.

Die psychologische Literatur unterscheidet grundsätzlich in „divergentes“ sowie „konvergentes“ Denken im kreativen Prozess. Im menschlichen Gehirn spielen beide zusammen, um kreative Ergebnisse zu erzielen. Divergentes Denken bezieht sich auf die Fähigkeit, aus einem Stimulus heraus eine Vielzahl von Ideen zu entwickeln – also gut im „Brainstorming“ zu sein. Im Vergleich mit der KI haben Menschen im divergenten Denken sowohl Vor- als auch Nachteile gegenüber ChatGPT: Unsere Erfahrungen sind vielfältiger als die Trainingsdaten von ChatGPT, und wir können beispielsweise Gerüche direkt mit Bildern verknüpfen. Dieser Vorteil wird auch als „Embodiment“ bezeichnet. Jedoch kann es Menschen schwerfallen, streng logisch zu denken, um beispielsweise komplexe Kausalketten aufzulösen, während ChatGPT im Gegensatz zu uns Menschen keine Präferenz für tatsächlich eingetretene Ereignisse aus der Vergangenheit entwickelt und auch damit Konditionalsätze ohne menschliche Vorurteile auswerten kann.

Konvergentes Denken hingegen besteht darin, aus der Fülle der Möglichkeiten die wenigen richtigen oder optimalen Lösungen herauszufiltern. Gerade im lexikalischen Bereich ist ChatGPT hier menschlichen Fähigkeiten überlegen. Beim konvergenten Denken haben Menschen also aufgrund ihrer komplexen Erfahrungen zumindest teilweise Vorteile im direkten Vergleich mit der KI: Was für uns die „richtige“ Lösung ist, hängt oft mit der biologischen Konfiguration unserer Wahrnehmung und Kognition zusammen. Wir haben eine biologisch begründete Antenne für Kreatives, während ChatGPT lediglich mit dem gesicherten wissenschaftlichen Kenntnisstand und Feedback arbeiten kann. Daher wirken manche konvergenten Operationen von ChatGPT auf uns noch recht banal, obwohl sie in der Tat sehr verschiedene Elemente miteinander kombinieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Behauptung, ChatGPT sei nicht kreativ, stark vereinfachend ist und ignoriert, dass ChatGPT divergente und konvergente Denkprozesse erstaunlich gut imitieren kann. Dennoch haben Menschen aufgrund ihrer verkörperten Erfahrungen und biologischen Antennen für Kreatives – zumindest vorerst – Vorteile gegenüber KI-basierten Systemen wie ChatGPT.

Ein Ausblick

Die Künstliche Intelligenz hat längst gezeigt, dass sie in vielen Bereichen unseres Lebens nützlich sein kann. Bei einfachen Aufgaben wie Terminplanung und Wettervorhersage bis hin zur Lösung von komplexen Problemen wie medizinische Diagnostik und Klimamodellierung. KI hat das Potenzial, unsere Art zu denken und zu arbeiten zu verändern.

KI-Systeme können heute schon Texte übersetzen, Bilder beschreiben und sogar Musik komponieren. Die nächste Generation generativer KI wird in der Lage sein, neben Texten und Bildern sogar Bewegtbilder und Audio, also komplette Videos zu generieren. Ich gehe außerdem davon aus, dass sich über kurz oder lang gewisse Standards herausbilden werden, wie verschiedene KI-Systeme miteinander kommunizieren oder auf externe Anwendungen zugreifen. Dadurch wird es schon bald möglich sein, persönliche Assistenzsysteme zu entwickeln, die untereinander Termine abstimmen oder sogar erste Bedingungen für mögliche Kooperationen aushandeln. Doch es gibt nach wie vor Aufgaben, an denen selbst die leistungsstärkste KI scheitert. Beispielsweise gilt das Problem des wirklich sicheren autonomen Fahrens nach wie vor als nicht gelöst.

Es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass künstliche Intelligenz nicht nur wirtschaftliche und technologische Vorteile bringen kann, sondern auch soziale, ethische und politische Herausforderungen mit sich bringt. Wir müssen als Gesellschaft sicherstellen, dass unsere Entscheidungen im Umgang mit künstlicher Intelligenz auf einer breiten und fundierten Diskussion basieren und dass sie im Interesse aller Beteiligten getroffen werden. Nur durch eine informierte Diskussion können notwendige Regulierungen und politische Entscheidungen getroffen werden, die nicht von einzelnen Akteuren manipuliert werden, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Dies erfordert jedoch Kompetenz im Umgang mit derartigen Technologien, sowohl auf der Seite des Gesetzgebers als auch in der breiten Öffentlichkeit.

Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit an diesem Buch ein besseres Verständnis für das Thema vermitteln kann, denn die Bedeutung einer breiten, informierten Diskussion und Entscheidungsfindung im Umgang mit künstlicher Intelligenz kann aus meiner Sicht nicht genug betont werden, da es sich hierbei um eine Technologie handelt, die unsere Gesellschaft und unser Leben in vielfältiger Weise beeinflussen wird und bereits beeinflusst.