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Editorial

Leistungsschmutzrecht?

War das nicht ein Lehrstück über Lobbyismus in Deutschland? Man macht ein Gesetz und keiner geht hin. Was ist genau passiert? Die Verlage kauen seit Jahren auf dem Problem herum, wie man an den Profiten von Google teilhaben könnte. Die Idee: Die Verlage produzieren für teures Geld eigenen Content und Google kommt einfach daher und zeigt in Google News von diesen wertvollen Inhalten einige Zeichen aus der Überschrift und volle zwei Zeilen Text darunter. Die offen geäußerte Vermutung: Google bereichere sich ohne Gegenleistung an diesen Inhalten und wolle damit die Surfer auf den eigenen Seiten halten. Eine Frechheit? Mir ist es in den vielen Jahren nicht gelungen, auch nur eine einzige Anzeige in Google News zu entdecken, mit der sich Google hätte bereichern können. Auch wurde mir trotz intensivsten Nachdenkens nicht klar, was Google finanziell davon hätte, Besucher in News zu halten und nicht zur eigentlichen Nachricht und der entsprechenden Verlagsseite zu leiten. Ich hab daher auch nie richtig verstanden, warum das Klagen der Herrn Keese & Co. immer lauter wurde.   

Nach meinem Verständnis, Wissen und einigen operativen Einsichten in Zahlen war und ist es immer so, dass die Verlage von Google News als Trafficbringer extrem profitieren. Man wolle nicht in News auftauchen? Kein Problem. Google stellt hier jede Möglichkeit zur Verfügung, ganze Domains oder nur einzelne Seiten nicht nur nicht in den normalen Index aufzunehmen, sondern auch gezielt nicht in News. Sogar das Anzeigen der zwei Zeilen Beschreibung würde sich per Anweisung auf der Seite unterdrücken lassen. Nur – nutzen wollte das offenbar niemand. 

Also bemühte man eben die Politik. Die solle ein Gesetz auf den Weg bringen, mit dem die Verlage an ihr Geld kommen: das Leistungsschutzrecht. Die Politik zeigte sich willfährig und das Gesetz ging mit nur zwei Gegenstimmen und 81 nicht abgegebenen Stimmen (ja, es war schon spät) durch wie ein warmes Messer durch Butter. *Bumms* – am 1. August trat es dann in Kraft. Die Folgen? Google verschickte Mails an alle und kündigte ein Opt-in an. Wer nicht explizit der kostenlosen Anzeige zustimmt, fliegt raus. Auf den kostenlosen Traffic von Google wollte offenbar dann doch niemand verzichten und alle krochen erwartungsgemäß zu Kreuze.

Und die Moral? Die Verleger blamierten sich ein weiteres Mal und entlarvten ihr eigenes Getöse als haltlos. Ein Eindruck blieb aber bei mir dauerhaft hängen: Mit den richtigen Kontakten kann man Politik wohl für jeden Unsinn kaufen – solange er für sie #Neuland ist.