Ja, aber mein Chef in der Agentur kann sich das nicht vorstellen. Ja, aber das kann ich mit meinem Chef nicht diskutieren, wir als Agentur ... Ja, aber mein Chef ... Leute! Was zum Teufel ist denn mit den Agenturen los?
Abgekratzt …
Homepage-Angebot: Wordpress oder Contao, Auswahl aus 15 Standard-Responsive-Templates, max. 10 Unterseiten à je max. 300 Worte Content, einmalige Suchmaschinenoptimierung, Kontakt-Formular. Pauschalpreis EUR 7.750,00 oder einmalige Anzahlung EUR 3.875,00 und 24 Monatsraten à EUR 161,46. Alle Preise zzgl. 19 % MwSt.
Vielleicht schmunzelst du gerade beim Lesen. Vielleicht zuckst du auch mit den Schultern und fragst dich, was ich da schreibe. Vielleicht schlägst du auch die Hände vors Gesicht und denkst dir: „Genau solche Angebote schickt mein Chef in der Agentur unseren Kunden immer zu.“ Wenn Letzteres der Fall ist, dann sei diese Kolumne dir und deinem Chef gewidmet.
Immer wenn so etwas passiert, meldet sich das „Jahr 2005“ per Fax und hätte gerne sein Angebot zurück.
Wir schreiben das Jahr 2016. Liebe „Chefs kleiner, mittelständischer und großer Agenturen“, Kunden brauchen keine „Homepage-Angebote für Contao". Kunden brauchen erfahrene Agenturen, die herausfinden und wissen, was Kunden wirklich brauchen. Kunden brauchen transformierbare Lösungen, keine statischen Websites. Kunden brauchen Wettbewerbsvorteile, keine 10 x 300 Worte „Kontennt". Kunden brauchen systemübergreifende digitale Findbarkeit, keine „einmalige Suchmaschinenoptimierung“ (was soll das überhaupt sein?).
Kunden brauchen keine Pauschalangebote. Pauschalangebote sind etwas für Menschen, die weder sich noch ihre Kunden kennen, geschweige denn kennenlernen wollen. Kunden brauchen Systeme, die ihr Geld wert sind, weil sie ihr Geld verdienen.
Und eure Mitarbeiter? Die stehen oft genug bei euch, liebe Agentur-Chefs. Mit geilen, innovativen Ideen: dynamische Landingpages, benutzerzentrierte Online-Systeme, responsive-adaptive Verkaufsseiten. Mit Vorschlägen wie: „Lass uns statt einer Wordpress-Landingpage doch einmal einen Kunden-Workshop verkaufen, aus dem heraus der eigentliche Bedarf ermittelt wird.“ Oder mit der Idee, Kunden Beratung und Betreuung zum Thema Konversions-Optimierung und Testing zu verkaufen. Und mit so vielem mehr.
Liebe Agentur-Chefs, gebt euren Mitarbeitern Raum für solche Ideen und die Möglichkeit, Neues und Unbekanntes auszuprobieren. Das Internet und insbesondere das WWW stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung und Möglichkeiten. Mir blutet regelmäßig das Herz, wenn ich in meinen Seminaren von frustrierten Mitarbeitern höre: „Ja, aber mein Chef will das ganz konventionell lösen.“ Da ist die innere Kündigung oft nicht weit. Investiert in Aus- und Weiterbildung statt in „Incentives“ – die Investition in Wissen bringt die höchste Rendite!
Und die Kunden? Die sind nach kurzer Zeit ernüchtert. „Online“ bedeutet offensichtlich mehr als eine „Homepage“ mit 10 Unterseiten und je max. 300 Worte „Kontennt“. Die Investition wird infrage gestellt, verbrannte Erde hinterlassen. In den Köpfen bleibt dann gerne ein: „Ja, das mit dem online haben wir schon mal probiert – das hat aber nicht funktioniert!“
Das WWW ist nicht mehr statisch. Dynamisierung, Personalisierung und Testing sind bei einem großen Teil der Kunden angekommen. Die Fähigkeit zur Differenzierung, zur Unterschiedlichkeit und zur dominanten Durchsetzungsfähigkeit ist digital mittlerweile überlebenswichtig. Online-Agenturen sind daher gut beraten, schleunigst nicht weiter nur zu schauen, „was die anderen machen“, sondern ihr eigenes Profil zu schärfen und sich zu positionieren. Liebe Agentur-Chefs, Ärmel hochkrempeln – es gibt was zu tun! :-)