„Möchtest Du mit mir schlafen?“ Er blickt irritiert in die Augen des freundlichen Herrn, der ihn auf der Straße angesprochen hat. „Äh ... nein?“ „O. k. Möchtest Du mit mir schlafen?“ „Was zum Teufel ...?“
Abgekratzt …
Die Online-Branche verhält sich an vielen Stellen wie ein pubertierender Jugendlicher mit einer sehr, sehr langsamen Lernkurve. Mit einer verdammt langsamen Lernkurve. Was ist passiert, dass sich Menschen im „normalen, echten Offline-Leben“ komplett anders verhalten als in ihrer Aufgabe als Online-Marketing-Verantwortliche? Weshalb werden selbst einfachste menschliche Grundprinzipien nicht ins Digitale übertragen?
Kämen wir auf die Idee, unsere Kommunikation mit unserer Familie, unseren Freunden und Bekannten nach demografischen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Einkommen zu differenzieren? Vermutlich nicht. Wir betrachten in unserer persönlichen Kommunikation den gesamten Menschen – mit all seinen Bedürfnissen, Emotionen und Wertvorstellungen. Wir fragen: „Wie geht es Dir? Was ist passiert?“ Die Online-Marketing-Branche täte gut daran, mehr darauf zu achten, „was passiert ist“ – und ihre Angebotskommunikation darauf auszurichten.
Hört auf, eure Produkte zu differenzieren! Differenziert die Ereignisse, die aus Menschen Suchende machen!
Kämen wir auf die Idee, Menschen bei jedem Aufeinandertreffen immer und immer wieder dieselbe Sache zu zeigen und dabei denselben Satz zu sagen? Vermutlich nicht. Wir kämen uns schon am übernächsten Tag ziemlich blöd vor und würden uns überlegen, „wie wir unsere Angebots-Kommunikation anpassen könnten, um resonanzfähiger zu werden“. Digital zeigen wir Menschen dutzendfach, hundertfach ein und dieselbe Werbung, ein und dieselbe Landingpage, ein und dieselbe Angebots-Kommunikation. Die Online-Marketing-Branche täte gut daran, die unglaublichen Chancen aus dem Umgang mit „nicht erfolgten Konversionen“ wahrzunehmen.
Kämen wir auf die Idee, eine fremde Person aus dem Nichts heraus mit der finanziellen und rechtlichen Konsequenz einer Heirat zu „überraschen“? Vermutlich nicht. Wir würden unseren (zukünftigen) Partner vielleicht bei einem schönen Gespräch und einem Kaffee kennenlernen, flirten, nach der Handynummer fragen, eine Beziehung aufbauen – um dann im richtigen Moment allen Mut zusammenzunehmen und nach der „Konversion“ zu fragen. Digital versuchen Online-Marketing-Verantwortliche oft, Dinge zu verkaufen, die in rechtlicher und finanzieller Hinsicht einer Heirat gleichkommen: mit einem Werbemittel und einem Webshop. Die Verwunderung über niedrige Konversionsraten ist im Digitalen noch nicht einmal groß – es wird einfach hingenommen. Wahnsinn. Die Online-Marketing-Branche täte gut daran, die „Digitalisierung des Flirts“ zu lernen und umzusetzen.
Kämen wir als Ladenbesitzer auf die Idee, uns über die reine Quantität an Ladenbesuchern zu definieren? Vermutlich nicht. Solange wir die Absicht von Besuchern nicht kennen, ist die quantitative Besuchererfassung bestenfalls eine statistische Aussage mit ungewissem Nutzen. Optimierung kann auf dieser Basis kaum stattfinden. Die Online-Marketing-Branche täte gut daran, sich deutlich mehr mit der Intention statt mit der Anzahl der Website-Besucher auseinanderzusetzen.
Wir wollen nicht kategorisiert, gelangweilt und unpassend überfallen werden. Wir wollen verführt werden. Mach Dein Online-Marketing menschlicher. Fang am besten heute damit an. Danke!