Etwas „fertig“, „abgeschlossen“ und „vom Tisch“ haben zu wollen, ist ein ganz menschlicher Wunsch. In der sich dauernd wandelnden digitalen Welt sorgt dieses statische Denkmuster regelmäßig für handlungsunfähige Unternehmen.
Abgekratzt …
Das WWW gibt es seit ca. 25 Jahren. Seitdem prasselt ein regelrechter Veränderungshagel auf uns ein. Die Geschwindigkeit der Entwicklung pfeift neuerdings sogar auf das Moore‘sche Gesetz: Plötzlich wird diskutiert, ob „Veränderung“ noch als Konstante angesehen werden kann.
Und dann gibt es ernüchternde Fragestellungen aus der Praxis, die Raum und Zeit förmlich einfrieren: „Ist die neue Homepage endlich fertig? Ich will das Thema schnellstmöglich vom Tisch haben.“ Oder: „Sind wir jetzt mit den A/B-Tests durch?“ Oder: „Bis wann läuft das SEO-Projekt und warum dauert das so lange?“
Jeder, der ernsthaft auch nur ein einziges Byte im WWW verantwortet, sollte sich das Thema „dauerhafte digitale Transformationsfähigkeit“ auf die Agenda schreiben. Im normalen Leben hat nichts für die Ewigkeit Bestand. Digital gilt dasselbe.
Woher kommt eigentlich der Gedanke, dass eine einmalige Investition für dauerhaften Erfolg genügt – seien es Konversions-Optimierung, Suchmaschinen-Optimierung, Online-Inhalte, Technologie oder Sicherheit? Die Praxis sieht nun wirklich nicht besonders statisch aus: Plötzlich muss ein SSL-Zertifikat für die Website her! Jetzt muss die Website responsiv sein! Jetzt ist die Ladegeschwindigkeit wichtig! Und wir müssen bessere Texte bereitstellen, weil die aktuellen als Spam deklariert wurden! Was für ein Stress! Willkommen auf dem digitalen Spielfeld.
Die Bereitstellung digitaler Assets erfordert die Sicherstellung der Transformationsfähigkeit über den gesamten Lebenszyklus. Alles andere wird durch Umgebungsveränderungen regelmäßig irrelevant.
Jede Webseite, jeder Text, jedes Bild, jedes Video usw. wird bis zur Ungültigkeit regelmäßig viele Umgebungsveränderungen erfahren und muss entsprechend angepasst werden. Wenn Formate beispielsweise nur am großen Monitor und stationären PC konsumiert wurden, müssen diese nunmehr sinnvoll nutzbar für mobile Geräte aufbereitet werden: Eventuell für sehr, sehr kleine Bildschirme, vielleicht sogar für einen bestimmten lokalen, zeitlichen oder anwendungsspezifischen Kontext. Und wer noch etwas weiter denkt, sieht sich schon mit der Transformation seiner Inhalte für Geräte, die überhaupt keine Anzeigeeinrichtung mehr haben, konfrontiert.
„Erstellen Sie einen SEO-Text mit 500 Wörtern. Aber geben Sie sich bitte nicht zu viel Mühe damit. Hauptsache, wir haben etwas für die Suchmaschine und können uns um Wichtigeres kümmern.“ Solche Aussagen sorgen für die unausweichliche digitale Lähmung des Unternehmens. Diese verwerfliche Fehlinvestition ist ein verantwortungsloser Umgang mit Ressourcen und wird definitiv nicht dafür sorgen, „dass der Betreiber der Website jetzt erst mal seine Ruhe hat, wenn das geschafft ist“.
Das Denken in „abgeschlossenen Abschnitten“ sollte in ein Denken in „kontinuierlichen Prozessen“ umgewandelt werden. In der digitalen Welt geht es schon lange nicht mehr um das Hinarbeiten auf einen statischen Meilenstein, sondern um die Fähigkeit, dauerhafte Verbesserungsprozesse durchzusetzen.
„Die einzige Konstante ist die Veränderung“ hat digital ausgedient: Digitale Wandlungen sind teilweise komplette Paradigmenwechsel, die sich sogar auf unser Verständnis von „Veränderung“ auswirken und in Form mehrdimensionaler Transformationen ablaufen, verschmelzen, ungültig werden oder zerstört und neu konstruiert werden.
Kurz: Wenn „die Homepage endlich fertig ist“, dann geht die Party erst so richtig los.