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Editorial

Leaders tend to lose

Über Google+ ist bereits viel geschrieben und spekuliert worden. Eines ist sicher: Es hat eingeschlagen wie eine B*mbe (das Wort traue ich mich nicht auszuschreiben, denn ich will ja weiterhin in die USA einreisen dürfen). Kein Sterbenswörtchen ist Google vorher über die Lippen gekommen. Zack, da. Dann der anfängliche Kampf um die begehrten Einladungen und selbst damit kam und kommt man nicht unbedingt sofort rein.

Google+ ist wahrscheinlich das strategischste Produkt, außer natürlich den mit Werbung versehenen Suchergebnissen, das Google jemals entwickelt hat. Jetzt und erst wirklich jetzt fügt sich alles zusammen: Mail, Kontakte, Video, Picasa, Blogger und das Android-Betriebssystem auf Handys und seit Neuestem auf Netbooks. Ein Bild mit dem Handy im Urlaub machen, teilen mit der Familie über einen Circle, hochladen automatisch erst dann, wenn es WLAN hat und aufgeladen wird. Die Zugriffsrechte auf die Bilder werden unkompliziert automatisch im Hintergrund geregelt, je nach verwendetem Circle. Oder eine kurze Besprechung über Hangout (Videochat) statt einer „Telko“ (Marketingjargon für „mehrere telefonieren gleichzeitig“). Wie waren noch mal gleich die Skype-Accounts der Teilnehmer? In Google+ kein Problem. Da sammelt sich alles an einem Punkt, was modernes Onlineleben ausmacht. Alles, was man braucht, ist nur ein paar Mausklicks entfernt.

Google ist die Vollintegration gelungen. Alle Dienste, die man braucht, und dienstübergreifende Funktionen machen „Social“ zum sprichwörtlichen Kinderspiel. Offenbar hat man sich die Nutzer und ihre Bedürfnisse bei Twitter, Facebook & Co. intensiv angeschaut und die allseits sichtbaren und oftmals beklagten Unzulänglichkeiten der bisherigen Plattformen vermieden. Keine Zwangsfreundschaften wie bei Facebook, keine Längenlimitierung wie bei Twitter und vor allem, ja – vor allem hat man eine umfassende, verständliche und leicht steuerbare Privatsphären-Politik eingesetzt. Facebook war und ist dagegen noch immer nicht einfach zu bedienen. Offenbar hat man in Sachen Usability über die Jahre dort noch immer nichts dazugelernt.

In den letzten 150 Jahren konnte man in der Industrie vor allem eines beobachten: Leaders tend to lose. Einstmalig glänzende und weltumspannende Unternehmen wurden im Laufe der Zeit fett, träge und satt. Und so haben sie wichtige Trends einfach verschlafen und allerorten sichtbare Fabrikruinen zurückgelassen. Aber das dauerte oft viele, viele Jahrzehnte. In der Onlinewelt geht ja alles deutlich schneller. Auf´s kurze Gras gezogen ist Facebook eigentlich ja „nur“ eine überdimensionale Pinnwand und Twitter ein SMS-Dienst im Web. Ob die Integration der vielen Google-Dienste auf einer Webseite den beiden gefährlich werden kann?