Userfreundliche, gut gestaltete und Suchmaschinen-optimierte Landingpages für jedes Produkt im Sortiment, um Top-Rankings für relevante Keywords zu erzielen und hohe Conversion Rates aufzuweisen: Das ist eine der zentralen Herausforderungen, vor der jede:r SEO-Manager:in eines Online-Shops steht. Besonders herausfordernd dabei: Produktvarianten, die ein Produkt in leicht veränderten Ausprägungen darstellen. Noch bevor es darum geht, wie die Produktseiten gestaltet und welche Kategorien für die Sortierung der Artikel aufgebaut werden sollen, ist es daher notwendig, sich eine grundlegende Frage zu stellen: Wie stellt man Produktvarianten auf der Website am besten dar?
Online-Shop-SEO
Verschieden und doch gleich: der richtige Umgang mit Produktvarianten
Der Einfluss dieser Entscheidung auf die allgemeine Performance einer Website wird oft unterschätzt. Vor allem bei einem Online-Shop mit zahlreichen Varianten und Filteroptionen ermöglicht eine durchdachte Produktvariantenstrategie, klassische Probleme, wie Duplicate Content und Crawling-Budget-Verschwendung zu vermeiden und gleichzeitig Top-Positionen in den SERPs für relevante Keywords zu erreichen.
In diesem Artikel werden unterschiedliche Szenarien bezüglich des Produktvarianten-Handlings aufgezeigt, zusammen mit Best-Practices-Beispielen und Hinweisen, die dabei helfen werden, eine Antwort auf diese Frage zu geben.
Was ist überhaupt eine Produktvariante?
Ein Produkt kann in mehreren Varianten angeboten werden, die sich anhand eines oder mehrerer Merkmale unterscheiden, zum Beispiel in Farbe, Material, Größe und vielen weiteren Eigenschaften. Das gleiche T-Shirt kann in zahlreichen Motiven verfügbar sein, ein Parfum hat oft verschiedene Erscheinungsformen, Laptops können sich in Größe des Arbeitsspeichers oder der Festplattenkapazität unterscheiden.
Für jede Produktvariante sind einige Informationen normalerweise einzigartig: EAN/SKU und Spezifikationen, aber oft auch Bilder, Preis oder Beschreibung müssen jeder Variation eindeutig zugeordnet werden. Also stellt sich die Frage, wie die verschiedenen Merkmale einer Produktvariante auf einem Online-Shop idealerweise dargestellt werden. Für SEOs ist dabei entscheidend, ob die Varianten unter einer URL zusammengefasst oder auf mehrere URLs aufgeteilt werden.
Die richtige Strategie laut Google
Laut der Aussage von John Müller im Google Webmaster Central office-hours hangout (einfach.st/johnmu83) vom 26. Juli 2019 sind hauptsächlich zwei Ansätze möglich, um die Produktvarianten in Online-Shops zu handhaben:
- Eine URL für jede Produktvariante: Diese Strategie ist besonders sinnvoll, wenn die Nutzer:innen gezielt danach auf Suchmaschinen suchen. Dieser Ansatz ermöglicht es, auch für spezifische Produktvariation-Suchanfragen gute Rankings zu erzielen, verursacht aber einen größeren Aufwand für das Crawling & Indexing der Produktvariante-URLs. Außerdem könnte es nicht eindeutig sein, welche URL für die allgemeine Produktbezeichnung ranken soll.
- Eine einzelne URL, die alle Produktvarianten zusammenfasst und auflistet: Diese Option wird bevorzugt, wenn die Varianten selbst kein Suchvolumen aufweisen. Das Crawling der Website wird vereinfacht und es wird eindeutig für Google, welche Landingpage für ein Produkt ranken soll.
Auswirkungen und Einfluss des Produktvarianten-Handlings
Welche ist die bessere Option für meinen Online-Shop? Die finale Entscheidung sollte auf einer Analyse der spezifischen Situation, der Chancen und Risiken sowie den SEO-Zielen basieren. Der ausgewählte Ansatz beeinflusst weitere relevante SEO-Faktoren, unter anderem:
- Das Crawling und die Indexierung durch die unterschiedliche Anzahl der Produktseiten
- Die Optimierung von Metadaten und Headings sowie von strukturierten Daten für jede Variante
- Die Möglichkeit, passende Miniaturbilder in den SERPs auszuspielen
- Die Struktur der internen Verlinkung und die Backlinks aus externen Domains, damit alle Produktvarianten mit ausreichendem Linkjuice versorgt werden
- Die Paginierung und Crawltiefe, damit alle wichtigen Produktseiten und -varianten von User:innen und Bots schnell und einfach erreicht werden können
- Die Geschwindigkeit und Performance der Produktseiten und der Kategorieseiten (Product-Listing-Pages)
- Der Umgang mit den Produktvarianten „Out-of-Stock“
- Die Möglichkeit, Filterkategorien zu erstellen, zum Beispiel eine Kategorie für alle Produktvarianten mit der Farbe „Rot“
- Die User Experience und die damit verbundenen Nutzersignale
Auch eventuelle technische Beschränkungen des CMS und die notwendigen Ressourcen für den ausgewählten Ansatz müssen in Betracht gezogen werden. Das Anlegen einer URL für jede Produktvariante kann normalerweise mit allen CMS verwaltet werden; das könnte aber einen beträchtlichen Aufwand für andere Abteilungen bedeuten, zum Beispiel für die Content Manager:innen – die Unique Content für jede Version der Produkte erstellen – oder für das Management von Ads-Kampagnen, die eine Anzeige pro Variante erstellen und optimieren sollen. Wenn man sich für den anderen Ansatz entscheidet, muss man sicherstellen, dass das CMS es erlaubt, die unterschiedlichen Spezifikationen für jede Variante optimal auszuspielen, oder eine technische Lösung muss entwickelt werden.
Nicht zuletzt ist es notwendig, auch die Interessen der anderen Stakeholder und die allgemeinen Geschäftsziele zu betrachten. Das Handling der Produktvarianten in Online-Shops hat nämlich auch Einfluss auf das Layout der einzelnen Produktseiten, auf die Struktur und Optik der Kategorieseiten, auf die Anzahl der Filter und auf die allgemeine User Experience. Diese Aspekte können wiederum auf Kennzahlen wie Bounce Rate und Conversion Rate einwirken.
Das Handling von Produktvarianten kann daher eine beachtliche Herausforderung für jede:n Shopbetreiber:in und SEO-Manager:in werden. Es ist wichtig, den spezifischen Status quo bzw. die Anforderungen an den Online-Shop zu analysieren und die Vor- und Nachteile einander gegenüberzustellen.
Die folgenden Abschnitte fokussieren sich vor allem auf SEO-Aspekte. Um die Komplexität des Entscheidungsprozesses zu reduzieren, wird im Folgenden ein Baumdiagramm gezeigt, das durch eine Reihenfolge von Fragen als Entscheidungshilfe für die Definition einer SEO-Strategie beim Produktvarianten-Handling dienen soll.
Ansatz 1: Eine URL für jede Produktvariante
Jede Produktvariante ist unter einer eigenständigen URL erreichbar, die indexiert werden kann. Jede Seite kann daher unabhängig von den anderen Produktvarianten gestaltet werden. Das ermöglicht eine einfache Darstellung der Merkmale, die die Varianten unterscheiden.
Aus technischer Sicht gibt es hauptsächlich zwei Möglichkeiten, diesen Ansatz umzusetzen:
- URL ohne Parameter; normalerweise sind die Merkmale, die die Produktvariante vom Hauptprodukt unterscheiden, Teil des URL-Pfads.
Zum Beispiel: example.com/productname-farbe - URL-Parameter; in der URL des Hauptprodukts werden Query-Strings eingefügt, die von Suchmaschinen als separate, indexierbare URLs behandelt werden. Durch die Query-Strings werden die Inhalte für die einzelnen Produktvarianten angepasst. Mehrere Parameter werden durch ein kaufmännisches „Und“ (&) getrennt.
Zum Beispiel: example.com/productname?productid=1234
Beide URL-Strukturen können gecrawlt, gerendert und indexiert werden. Der Indexierungsstatus jeder URL kann eventuell durch die Meta Robots oder Canonicals geändert werden.
Wann ist dieser Ansatz sinnvoll?
Erste Aufgabe der SEO-Manager beim Entscheidungsprozess ist es, eine ausführliche Keyword-Recherche auszuführen, die alle Produkteigenschaften und deren Kombinationen in Betracht zieht. Im Idealfall sollte man alle Produktvarianten, die durch die Kombination mehrerer Merkmale entstehen, prüfen. Aus diesem Grund ist die erste Frage des Baumdiagramms: Haben die Produktvarianten größtenteils ein relevantes Suchvolumen, das das Anlegen von extra Seiten gerechtfertigt? Für jeden Online-Shop soll man bestimmen, wie hoch das Suchvolumen sein soll, damit es aus SEO-Sicht „relevant“ ist.
Falls ein nennenswertes Suchvolumen für einen Großteil der Varianten vorhanden ist, kann es sinnvoll sein, separate Produktseiten dafür zu optimieren. Hierbei muss man auf die Gefahr von Duplicate Content achten: redundante Inhalte, die nicht auf die Produktvariante angepasst werden, können einen negativen Einfluss auf die allgemeine SEO-Performance der Website haben und dazu führen, dass keine der Produkt-URLs gute Rankings erzielt.
Je nach Branche und Produkttyp soll jede:r SEO-Manager:in bestimmen, ob eine ausführliche Produktbeschreibung notwendig ist oder ob eine tabellarische Liste der Spezifikationen ausreicht. Wichtig ist, dass die separate URL für die Variante einen Mehrwert für die Nutzer:innen bietet und nicht bloß ein Duplikat darstellt, dass das Crawling-Budget verschwendet. Daher ist die zweite Frage des Baumdiagramms: Ist das Anlegen einer Seite pro Produktvariante nachteilig für SEO (Duplicate Content, Crawling-Budget Verschwendung)?
Falls qualitativ hochwertige, einzigartige Inhalte für jede Produktvariante notwendig sind, muss man zunächst prüfen, ob Ressourcen verfügbar sind, um jede Seite zu optimieren und Duplicate Content zu vermeiden.
Eine weitere wichtige Datenquelle, die die Entscheidung über den richtigen Ansatz unterstützen kann, stellt Google Analytics bereit. Dort kann man mit dem richtigen Tracking die Daten der internen Suche analysieren und herausfinden, ob die Nutzer:innen auf der Website eine bestimmte Produktvariante nachschlagen.
Allgemeines Produkt und Produktvarianten
Man muss sich bei der Umsetzung dieses Ansatzes jedoch noch eine weitere Frage stellen: Ist eine URL für die allgemeine Produktbezeichnung notwendig? Diese ist eine allumfassende Seite, die als allgemeine Landingpage für das Produkt gilt.
Die einzelnen Produktvariantenseiten werden nämlich für bestimmte Merkmale des Produkts optimiert. Oft ist es aber sinnvoll, eine weitere Landingpage anzulegen, die den über allgemeine Produkt-Queries generierten Traffic fängt. Die wichtigsten SEO-Elemente dieser Seite (Metadaten, Headings, Text) werden für den allgemeinen Produktnamen optimiert; die Produktvarianten-URLs können durch Buttons auf der Seite verlinkt werden.
Auch in diesem Fall sind eine Keyword-Recherche und die Analyse der Analytics-Daten bezüglich der internen Suche hilfreich, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn das Suchvolumen der Keywords für die allgemeine Produktbezeichnung sehr niedrig oder viel geringer als das Suchvolumen der Produktvarianten ist, könnte eine Landingpage für das Hauptprodukt überflüssig sein.
Eine URL für jede Produktvariante: Vorteile
Die Strategie, eine URL für jede Produktvariante anzulegen, bietet einige Vorteile. Vor allem wenn die Anzahl der Produkte im Sortiment überschaubar ist und die notwendigen Ressourcen für die Optimierung jeder URL verfügbar sind, wird es möglich, detaillierte und gezielte Landingpages für jede Variante zu erstellen.
Um die Vorteile dieses Ansatzes pragmatisch zu erklären, wird im Folgenden als Beispiel die Suche nach einer Jacke in einer bestimmten Farbe gewählt und die Auswirkungen dieser Strategie bezüglich mehrerer Faktoren beschrieben.
1. Optimierte Metadaten, strukturierte Daten und Miniaturbild
Angenommen, ein:e potenzielle:r Kund:in sucht nach einem Jackenmodell in einer spezifischen Farbe: „Cropped Quest Jacke Orange“. Der Online-Shop Zalando, der sich für den ersten Ansatz (eine URL pro Variante) entschieden hat, kann Meta Title und Meta Description gezielt für diese Query optimieren. Durch strukturierte Daten können weitere Informationen über die gesuchte Jacke ausgespielt werden, wie die Bewertungen, der Preis, die Verfügbarkeit des Produkts; auch ein Vorschau-Miniaturbild kann definiert werden. Diese Informationen beziehen sich auf die spezifische Farbvariante und nicht auf das allgemeine Produkt.
Anders ist der Fall bei dem Suchergebnis des Online-Shops TheNorthFace, der sich für einen anderen Ansatz entschieden hat: Eine einzige URL wurde für alle Produktvarianten angelegt. Die Metadaten und weitere Informationen können nicht auf die Suchanfrage nach der orangefarbenen Jacke optimiert werden. Als Miniaturbild wird eine blaue Jacke angezeigt.
Diese Unterschiede in den Snippets der Online-Shops können das Verhalten des:r Nutzer:in beeinflussen: Auch falls die Landingpage von TheNorthFace besser als die von Zalando rankt, könnte der:die Nutzer:in auf Letzteren klicken, da Metadaten und Bild zur Query passender sind.
2. Bessere User Experience
Dank der spezifischen URL pro Variante landet der:die Nutzer:in direkt auf der gesuchten Seite. Außerdem ermöglicht die „Eine-URL-pro-Variante-Strategie“, auch durch die interne Suche die Landingpage der passenden Produktvariante direkt auszugeben.
Wenn alle Produktvarianten sich auf einer Seite befinden, hat der:die potentielle Kund:in einen zusätzlichen Aufwand. In unserem Beispiel landet der:die Nutzer:in auf der Produkt-Landingpage, die die blaue Jacke darstellt. Die gewünschte Farbe muss ausgesucht werden, unter zahlreichen Varianten, die durch ein Miniaturbild dargestellt werden. Erst durch das Klicken auf das Miniaturbild kann man die orangefarbene Jacke auswählen.
3. Einfacheres Out-of-stock-Produkthandling
Besonders problematisch wird es, wenn die gesuchte Variante ausverkauft ist. Da alle sich Produktversionen auf einer Seite befinden, ist es nicht möglich, die Out-of-stock-Variante aus dem Index oder aus der internen Suche zu entfernen. Der:die potenzielle Kund:in landet erst mal auf der allgemeinen Produkt-Landingpage und muss die gewünschte Farbe auswählen, um herauszufinden, ob die orangefarbene Jacke noch verfügbar ist. Falls nicht vorhanden, wird der:die potenzielle Kund:in sehr wahrscheinlich den Shop verlassen, um nach der Variante in der ersehnten Nuance zu suchen. Das ist aus SEO-Sicht ein negatives Nutzersignal, das Einfluss auf die Google-Rankings zu einem bestimmten Keyword haben kann.
Das Handling der Out-of-stock-Varianten ist daher weniger komplex, wenn für die Variationen eine eigene Landingpage angelegt wird: In diesem Fall kann man eine Lösung für jede Variante definieren (mehr dazu auch in der letzten Ausgabe #75 in dem Beitrag zum richtigen Umgang mit nicht verfügbaren Produkten im E-Commerce).
4. Verlinkbarkeit
Abgesehen von einem wahrscheinlich höheren CTR, einer niedrigeren Bounce Rate und einer besseren User Experience ermöglicht die „Eine-URL-pro-Variante-Strategie“, jede spezifische Variante intern verlinken zu können. Dadurch können bestimmte Produktvarianten promotet werden, durch die Verlinkung im Content, Slider oder Buttons. Die Verlinkbarkeit der URL ermöglicht es dem:r Nutzer:in zusätzlich, jede Landingpage einfach teilen zu können.
5. Optimierte Filterkategorien
Nicht zuletzt beeinflusst der gewählte Ansatz auch die User Experience auf den Kategorieseiten eines Shops, insbesondere bezüglich der Filterfunktion. Die Auswirkung ist auf dem Online-Shop TheNorthFace sichtbar, wenn man zum Beispiel den Filter „Rot“ aktiviert: Das erste Bild in der Image-Gallery der allgemeinen Produktseite wird gezeigt, keine rote Jacke wird dargestellt.
Eine Filter-Kategorieseite, wie zum Beispiel für „Rote Jacken The North Face“, würde keine Bilder von roten Jacken zeigen, was für die potenziellen Kund:innen verwirrend wirken könnte.
Anders ist die Situation bei Zalando: Die „Eine-URL-pro-Variante-Strategie“ ermöglicht es, mit einer optimierten Landingpage für die Query „North Face Rote Jacke“ besser als der Brand-Shop zu ranken.
6. Der gesamte Produktkatalog auf einen Blick sichtbar
Alle Varianten – und nicht nur das Hauptprodukt – werden auf den Kategorieseiten verlinkt. Dadurch haben die potenziellen Kund:innen einen Überblick über alle verfügbaren Artikel im Sortiment. Falls die Anzahl von Produkten im Shop relativ gering ist, sehen die Kategorieseiten durch das Auflisten aller Versionen des Hauptprodukts gefüllt aus. Das kann auch Einfluss auf die Rankings und Nutzersignale haben.
Eine URL für jede Produktvariante: Der erste Blick täuscht
Die Vorteile der „Eine-URL-pro-Variante-Strategie“ gegenüber einer einzelnen Produktseite für alle Produktvarianten scheinen zahlreich und überzeugend zu sein. Muss man sich daher gegen den Rat von John Müller entscheiden, wenn man nicht auf eine optimale User Experience und auf weitere Vorteile verzichten will?
Nein, aus mehreren Gründen.
Fast alle oben erwähnten Vorteile der „Eine-URL-pro-Variante-Strategie“ sind nur relevant, wenn organischer Traffic für eine spezifische Produktvariante entstehen kann. Das heißt: Nur wenn eine ausreichende Nachfrage auf Suchmaschinen nach – in diesem Beispiel – der orangefarbenen Jacke von TheNorthFace besteht, ist es sinnvoll, eine optimierte Seite dafür anzulegen. Wenn keine oder kaum Nutzer:innen nach einer bestimmten Variante suchen, stellen die auf die Variante maßgeschneiderte Landingpage, das individuelle „Out-of-stock-Handling“ oder die Verlinkbarkeit der Produktvariante-URL keine besonderen Vorteile dar. Bei diesem letzten Punkt gilt eher das Gegenteil: Falls nur der allgemeine Produktname ein relevantes Suchvolumen hat, ist es sinnvoll, die interne Verlinkung und den Linkjuice auf eine einzelne Produktseite zu richten.
Es ist außerdem möglich, auch mit dem zweiten Ansatz Filterkategorieseiten zu erstellen und zu optimieren, wie das Beispiel von Otto.de zeigt. Der deutsche Online-Shop verwendet eine einzige URL, die alle Produktvarianten auflistet; durch Hash-URLs wird es aber möglich, die einzelnen Variationen zu verlinken, obwohl diese auf einer Landingpage zusammengeführt sind.
Die indexierte Kategorieseite www.otto.de/damen/mode/jacken/winterjacken/?farbe=rot, für das Keyword „Rote Winterjacke“ optimiert, listet Hash-URLs der roten Winterjacken auf, die im Sortiment verfügbar sind.
Nicht zuletzt ist es notwendig, die Nachteile des ersten Ansatzes aufzuzählen, die insbesondere bei Online-Shops mit einem großen Produktkatalog zahlreich sind.
Eine URL für jede Produktvariante: Nachteile
Allgemein ist das Management einer hohen Anzahl von Produktseiten sehr herausfordernd: Das Anlegen einer URL pro Produktvariante führt bei Online-Shops mit Hunderten oder Tausenden von Artikeln im Sortiment zu einer großen Unübersichtlichkeit. Der erste Ansatz ist für mehrere SEO-Aspekte, vor allem für Crawling und Indexierung, nachteilig.
1. Duplicate Content
Die meisten Produktvarianten unterscheiden sich nur auf Basis eines Merkmals. Das führt dazu, dass sich die entsprechenden Landingpages nur minimal voneinander unterscheiden. Um Duplikate zu vermeiden, soll jede Seite „Unique Content“ anbieten. Die Erstellung von einmaligen Texten für jede Variante ist sehr aufwendig und kostenintensiv. Man muss sich daher die Frage stellen, ob sich dieser Aufwand durch den organischen Traffic und die Einnahmen, die von der Produktvarianten-Landingpage generiert werden, abgleichen lässt. Wenn die Warenauswahl gering ist und der Online-Shop vor allem technische Produkte verkauft, die eine spezifische, detaillierte Beschreibung benötigen, könnte sich der Einsatz lohnen. Allerdings ist es nicht immer möglich, einzigartige Inhalte, die dem:r potenziellen Kund:in einen Mehrwert bieten, zu erstellen.
Die erwähnten Mühseligkeiten führen dazu, dass selten einzigartige Landingpages für jede Produktvariante des Sortiments erstellt werden. Viele Online-Shops, die sich für den ersten Ansatz entscheiden, müssen sich daher mit einer relevanten Anzahl von „Near Duplicate Content“ auseinandersetzen.
2. Anzahl der Produktseiten und Crawling-Budget
Durch das Anlegen einer URL pro Produktvariante kann – wie oben erwähnt – eine Unzahl von Duplikaten entstehen. Diese werden von den Suchmaschinen-Bots einzeln gecrawlt, gerendert und indexiert.
Die Zeit und die Ressourcen, die von den Bots investiert werden, um eine Website zu crawlen – das sogenannte Crawling-Budget – sind limitiert; wenn dieses durch die Produktvarianten-Landingpages aufgebraucht wird, kann es dazu führen, dass andere, relevante Bereiche des Online-Shops nicht abgedeckt werden. Man sollte daher auch in Betracht ziehen, ob die Produktvarianten-Landingpages genug Traffic generieren, um das verbrauchte Crawling-Budget zu rechtfertigen.
3. Einfluss SEO-Performance
Die zwei oben genannten Nachteile des ersten Ansatzes führen zu einem weiteren Problem: eine schlechtere Qualitätsbewertung der ganzen Website – wegen der hohen Anzahl an fast identischen Seiten – und die Verschlechterung der SEO-Performance.
4. Einfluss auf Rankings (Kannibalisierung)
Keyword-Kannibalisierung entsteht, wenn mehrere Seiten für das gleiche Keyword optimiert werden. Dieses Problem ist vor allem sichtbar, wenn der allgemeine Produktname ein relevantes Keyword mit hohem Suchvolumen ist. Falls die Produktvarianten-Landingpages sich kaum voneinander unterscheiden, können die Suchmaschinen nicht eindeutig erkennen, was das Beste für das generische Suchergebnis ist. Diese interne Konkurrenz kann für schlechtere Rankings für die allgemeinen Produktbezeichnungen sorgen.
5. De-Indexierung und Out-of-stock-Produkt
Aus Sicht der User Experience ist der erste Ansatz für das Management der Produkte „Out-of-stock” vorteilhaft: Der:die potenzielle Kund:in kann gleich erkennen, sobald er oder sie auf der Variantenseite landet, ob die gesuchte Variante vorhanden ist. Noch optimaler: Die Landingpage der langfristig nicht mehr vorhandenen Variante wird gelöscht, damit diese nicht mehr in den Suchergebnissen auftaucht. Das führt aber dazu, dass auch die Rankings der URL zeitnah verloren gehen. Falls die Produktvariation nach einiger Zeit wieder vorhanden ist, muss die entsprechende Landingpage erneut indexiert oder angelegt werden. Bis die ersten Top-Rankings erreicht sind, kann einige Zeit vergehen.
Hierbei muss man Vor- und Nachteile abgleichen: Wenn die meisten Produkte nur temporär Out-of-stock sind, ist es aus SEO-Sicht nicht sinnvoll, die URL zu löschen. In diesem Fall könnte man eine Möglichkeit zur Vorbestellung anbieten.
6. Interne Verlinkung, Backlinks und Linkjuice
Die Anzahl und Qualität der internen Unique Links und der Backlinks ist ein wichtiger SEO-Faktor. Je öfter eine URL verlinkt wird, desto relevanter wird diese von Suchmaschinen betrachtet. Wenn eine einzelne URL alle Produktvarianten aufsammelt, ist die Optimierung der Verlinkung deutlich einfacher und wirksamer: Der gesamte Linkjuice fokussiert sich auf eine einzelne Seite, die gestärkt wird.
Ansatz 2: Eine einzige URL für alle Varianten
Auf einer einzigen Landingpage werden alle Produktvarianten aufgelistet, inklusive deren Spezifikationen. Um die Inhalte userfreundlich zu organisieren, werden normalerweise Dropdown-Menüs oder Bilder und Icons verwendet, damit erst beim Klicken auf eine Variante die entsprechenden Informationen angezeigt werden. Aus technischer Sicht ist dieser Ansatz durch die dynamische Aktualisierung der Inhalte umsetzbar. Wenn eine Produktvariante ausgewählt wird, werden die entsprechenden Inhalte durch Javascript nachgeladen.
Die URL kann dabei:
• Unverändert bleiben
• Mit einem Hash + Variation-Infos versehen werden
Beide URL-Strukturen ermöglichen keine Indexierung der einzelnen Variante-Landingpages. Für jede Seite kann nur ein Meta Title und eine Meta-Beschreibung definiert werden, die in den SERPs angezeigt werden; diese sollte man daher allgemein für den Produktnamen optimieren. Im Optimalfall sollte die Produktbeschreibung auch die Eigenschaften der einzelnen Varianten auflisten und beschreiben; dadurch können Suchmaschinen einen Auszug der Beschreibung für die Meta Description in den SERPs verwenden, falls ein:e potenzielle:r Kund:in gezielt nach einem Merkmal des Produkts sucht.
Auch das Miniaturbild und die Informationen, die mit strukturierten Daten ausgespielt werden können (Bewertungen, Preis, Verfügbarkeit), beziehen sich auf eine bestimmte Produktvariante. Es ist daher wichtig, sich für eine Hauptvariante zu entscheiden, die das allgemeine Produkt und alle anderen Produktvarianten repräsentiert.
Achtung: Da die Inhalte bezüglich der einzelnen Varianten normalerweise mit Javascript nachgeladen werden, muss man sicherstellen, dass die Suchmaschinen-Bots diese crawlen können. Inhalte, die erst durch eine User-Aktion (z. B. Klick auf einen Button) im DOM erscheinen, sind für Suchmaschinen nicht sichtbar.
Wann ist dieser Ansatz sinnvoll?
Falls die Keyword-Recherche offenbart, dass die Produktvarianten nicht gesucht werden, sondern nur die allgemeinen Produktbezeichnungen relevantes Suchvolumen haben, ist der zweite Ansatz sinnvoll.
Falls die oben erwähnte Analyse ein Interesse der potenziellen Kund:innen für die Produktvarianten zeigt, das Suchvolumen der Keywords aber gering ist, ist die Entscheidung etwas schwieriger. Wettbewerber, die eine eigene Seite für eine Produktvariante erstellt haben, werden wahrscheinlich für die spezifischen Suchbegriffe besser ranken. Auf der anderen Seite muss man in Betracht ziehen, ob die wenigen organischen Klicks, die die Produktvariante-Landingpage pro Monat erzeugen könnte, die Nachteile der ersten Strategie rechtfertigen.
In diesem Fall ist es sinnvoll, einen Test durchzuführen. Man könnte zum Beispiel zunächst separate Landingpages neben der Hauptproduktseite für die Varianten-Keywords mit höherem Suchvolumen anlegen. Nach einigen Monaten kann man die Ergebnisse des Tests analysieren. Falls die allgemeine Performance der Website und insbesondere der Hauptprodukt-Seiten nicht beeinflusst wurde und die neuen Produktvarianten-Landingpages relevanten Traffic erzeugt haben beziehungsweise oft besucht werden, kann man den Test mit weiteren Keywords fortfahren.
Eine einzige URL für alle Varianten: Vorteile
Dieser zweite Ansatz ist optimal aus SEO-Sicht, insbesondere wenn die Keywords der Produktvarianten kaum Suchvolumen aufweisen. Eine einzige Seite dient als Landingpage. Dadurch hat man eine starke URL, die für mehrere Keywords – bezüglich des allgemeinen Produkts sowie der Produktvarianten – ranken kann. Die Vorteile sind zahlreich:
1. Gezielter Einsatz des Crawling-Budgets
Da dieser Ansatz die Anzahl von Produktseiten klein hält, spart dieser – im Vergleich zum ersten Ansatz – sehr viel Crawling-Budget. Damit wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass andere relevante Bereiche der Website öfter gecrawlt werden.
2. Geringere Duplicate-Content-Gefahr und klare Ranking-Signale
Da für jedes Produkt nur eine Landingpage vorhanden ist, entsteht kein durch die Produktvarianten verursachter Duplicate Content.
Dazu ist die Gefahr einer Kannibalisierung sehr gering: Eine einzige Seite wurde für die Keywords, die das Produkt und die Varianten beschreiben, optimiert. Das vereinfacht den Task der Suchmaschinen, zu entscheiden, welche Landingpage einer Website für bestimmte Queries priorisiert und in den SERPs angezeigt werden soll.
3. Stärkere Verlinkung
Der gesamte Linkjuice, der beim ersten Ansatz auf mehrere Varianten-Landingpages verteilt wird, wird durch diese Strategie auf einer einzelnen URL kanalisiert. Das unterstützt die Rankings der Produktseiten. Dank der geringeren Anzahl an Produktseiten ist die gesamte Verlinkungsstrategie der Website weniger aufwendig.
4. De-Indexierung und Out-of-stock-Produkt
Wie oben erwähnt, könnte der zweite Ansatz aus Sicht der User Experience suboptimal sein, falls die gesuchte Produktvariante out of stock ist: Der:die Nutzer:in muss erst mal die gewünschte Eigenschaft auswählen, um zu prüfen, ob diese verfügbar ist.
Auf der anderen Seite könnte dieser Ansatz aus SEO-Sicht vorteilhaft sein: Der:die SEO-Manager:in muss sich keine Gedanken darüber machen, ob die URL gelöscht werden soll. Solange mindestens eine Produktvariante noch verfügbar ist, bleiben die URL und die entsprechenden Rankings bestehen. Durch die Möglichkeit zur Vorbestellung oder einen Back-in-stock-alert bietet man dem:r potenziellen Kund:in trotzdem eine Lösung, das gewünschte Produkt zu bestellen.
5. Von Variante zu Variante: höhere Geschwindigkeit
Die Beschreibung und Bilder jeder Variante werden per Javascript auf derselben Landingpage angepasst oder nachgeladen. Dadurch sind die Ladezeiten, wenn ein:e Nutzer:in eine andere Produktversion auswählt, gering, da – anders als beim ersten Ansatz – keine extra Seite aufgerufen und gerendert wird.
Andererseits könnte man sagen, dass durch das Anlegen einer URL pro Produktvariante (erster Ansatz) die allgemeinen Produktseiten-Ladezeiten reduziert werden: In deren Quellcode sind nur die Inhalte vorhanden, die eine bestimmte Produktvariante betreffen. Eine Landingpage, die alle Varianten aufsammelt (zweiter Ansatz), muss dagegen bereits alle Informationen jeder Version im Quellcode aufweisen oder die externen Dateien, in denen diese Informationen vorhanden sind, verlinken. Die Geschwindigkeit einer Seite hängt aber von einer Vielzahl von Faktoren ab, und je nach Branche sind die Produktvarianten-Informationen mehr oder weniger ausführlich. Daher ist eine Pauschalisierung bezüglich der schnelleren Ladezeiten einer Produktvariante-Seite etwas gewagt.
Eine einzige URL für alle Varianten: Nachteile
Wie oben erwähnt, sind die meisten Vorteile des ersten Ansatzes nur relevant, wenn die potenziellen Kund:innen ein spezifisches Interesse an den Produktvarianten haben. Wenn alle User nach dem allgemeinen Produktnamen – ohne weitere, spezifische Kennzeichnungen – suchen, braucht man keine für die Produktvariante optimierte Landingpage.
Eine Suche nach dem Produktnamen bietet keine Information über die gewünschte Farbe, Größe oder technische Merkmale des Artikels an. Eine Produktvarianten-Landingpage für eine spezifische Eigenschaft des Produkts optimiert, wäre daher nicht das optimale Suchergebnis für diese Query.
Falls das Interesse für die Variante so gering ist, dass das Anlegen einer spezifischen Landingpage nicht sinnvoll ist, wird es nicht möglich sein, die Suchergebnisse für die Produktvariante-Query zu optimieren. Was die Ergebnisse in den SERPs betrifft, können Suchmaschinen immerhin die Meta Description der Query anpassen, solange die Produktvariantenmerkmale in der Beschreibung der Hauptproduktseite erwähnt werden). Die restlichen Elemente der Snippets in den SERPs sind aber nicht personalisierbar; es werden ein allgemeiner Title, ein Default-Bild und allgemeine Informationen bezüglich Verfügbarkeit, Bewertungen und Preis angezeigt. Außerdem, falls der:die Nutzer:in die allgemeine Produktseite aufruft, wird er oder sie nach der gewünschten Variante suchen müssen.
Das Anlegen einer einzelnen Seite für alle Produktvarianten könnte je nach Shop weitere Nachteile mit sich bringen, die unabhängig vom User-Verhalten sind. Diese spielen aber eher eine geringere Rolle für die SEO-Performance:
1. Die Anzahl der Produkte in den Kategorieseiten ist geringer
Für größere Online-Shops mit Hunderten oder Tausenden von Produkten im Sortiment stellt dieses kein relevantes Problem dar: Jede Kategorieseite wird wahrscheinlich trotzdem gut ausgefüllt sein, und den potenziellen Kund:innen wird eine weite Auswahl angeboten, auch wenn nur die Hauptprodukte und nicht deren Varianten in den Kategorien aufgelistet werden.
Für kleinere Online-Shops ist diese Folge des Anlegens einer URL pro Produkt anstatt pro Variante eher nachteilig. Angenommen, für eine Kategorie sind nur zwei Produkte vorhanden und jedes Produkt ist in zehn Varianten verfügbar. Falls dieser Online-Shop die erste Strategie umsetzt und eine URL pro Variante anlegt, wird die Kategorie 20 Artikel anbieten können; falls nur eine URL pro Produkt erstellt wird, wird die Kategorieseite lediglich zwei Artikel auflisten.
Auch wenn potenzielle Kund:innen von einer extrem großen Auswahl eher überfordert werden können, ist ein leer aussehender Shop nicht sehr einladend: Die Nutzer:innen werden wahrscheinlich nur kurze Zeit auf der Kategorieseite verbringen und schnell nach einem Shop mit breiterer Auswahl suchen. Das ist für Suchmaschinen ein schlechtes Nutzersignal – ein Beweis, dass der Online-Shop die User-Bedürfnisse nicht befriedigen konnte. Laut einer Studie von Acquisa (einfach.st/acquisa), auch wenn es keine „klare Korrelation zwischen besseren Rankings und der Anzahl der Produkte auf den rankenden Kategorieseiten/Product Listing Pages“ beobachten konnte, liegt „[...] in den Top 10 eine Mindestmenge (Durchschnitt der 30 Prozent mit den wenigsten gelisteten Produkten) von 16 Produkten“ vor.
Natürlich ist die Auflistung aller Produktvarianten anstatt lediglich der Hauptprodukte eher eine Verschleierungstaktik, da das Sortiment an sich gleich bleibt, aber dieser Trick könnte die Verweildauer der potenziellen Kund:innen steigern.
2. Nur das Default-Bild des Hauptprodukts wird gezeigt
Dieser Nachteil betrifft nur Online-Shops, bei denen das visuelle Element, das das Produkt darstellt, eine Rolle spielt.
Falls ein:e potenzielle:r Kund:in auf der Suche nach einer orangefarbenen Jacke ist, das Default-Bild der Produkte auf der Kategorieseite aber dunkle Jacken zeigt, wird der:die Nutzer:in den Eindruck haben, dass der Online-Shop keine orangefarbenen Jacken anbietet. Auch wenn der Online-Shop die Möglichkeit offeriert, die Produkte nach Farbe zu filtern, bleibt das Default-Bild unverändert. Es gibt aber eine Lösung, um dieses Problem umzugehen: die Anwendung von Hash-URLs.
Einige Nachteile des zweiten Ansatzes mit Hash-URLs umgehen
Am Anfang dieses Beitrags wurden die Linkbarkeit und Teilbarkeit der Produktvariante und die Möglichkeit, gefilterte Kategorien zu erstellen, als Vorteile des ersten Ansatzes beschrieben.
Diese Vorteile können auch durch den zweiten Ansatz erreicht werden, indem Hash-URLs für die Produktvarianten verwendet werden. Die Hash-URLs werden nämlich nicht indexiert, und aus Sicht der Suchmaschinen existiert nur eine Seite, die alle Produktvarianten aufsammelt. Die Hash-URL ist aber an sich eigenständig und kann verlinkt und geteilt werden. Die Vorteile der Hash URLs sind:
• eine spezifische Produktvariante als Ergebnis einer internen Suche auf der Website auszuspielen;
• Filter-Kategorieseiten, die nur bestimmte Produktvariationen verlinken und nicht die allgemeine Produktseite. Wie in dem Beispiel von Otto.de bereits erwähnt, ermöglicht es, die Filter-Kategorieseiten zu optimieren und zu indexieren;
Als Beispiel: www.otto.de/[...].C1589737297/#variationId=1589741548.
Ansatz 3: Eine URL für jede Produktvariante und Canonicals
Laut Aussage von Google werden Canonicals verwendet, um Suchmaschinen mitzuteilen, welche URL als kanonische Landingpage betrachtet werden soll – im Fall von duplizierten oder sehr ähnlichen Seiten mit unterschiedlichen URLs. „Eine kanonische URL ist die URL der Seite, von der Google annimmt, dass sie die repräsentativste von mehreren duplizierten Seiten auf deiner Website ist.“
Es ist gängige Praxis, Canonicals für Produktvarianten-Landingpages zu implementieren, die sich kaum voneinander unterscheiden.
Bei diesem Ansatz wird normalerweise eine allgemeine Hauptprodukt-Landingpage erstellt, die für den Produktnamen (ohne Variantenmerkmale) optimiert wird: Diese gilt als kanonische Seite. Die Hauptprodukt-Landingpage soll im Idealfall die Eigenschaften aller Varianten beschreiben und eventuell jede Version durch ein Bild darstellen.
Für die Produktvarianten werden eigenständige Landingpages angelegt. Diese verweisen auf die Hauptproduktseite als kanonische URL: Dadurch werden die Produktvarianten-URLs von Suchmaschinen als Duplikate betrachtet und (theoretisch) nicht indexiert.
Eventuell kann man eine bestimmte Variante als kanonische Seite definieren, und die restlichen Varianten-Landingpages weisen auf diese durch Canonicals. Diese Strategie ist empfehlenswert, wenn diese bestimmte Version von den Nutzer:innen auf Suchmaschinen am meisten gesucht wird. Falls aber der Produktname (ohne Variantenmerkmale) das höchste Suchvolumen hat, ist es eher ratsam, eine extra Hauptprodukt-Landingpage anzulegen und diese als kanonische Seite festzulegen.
Dieser dritte Ansatz bietet einige Vor- und Nachteile der beiden oben analysierten Strategien. Es wird nämlich eine URL pro Produktvariante angelegt, aber man teilt Suchmaschinen mit, dass nur eine kanonische Seite für die organische Suche relevant ist.
Diese Strategie kann sich in folgenden Fällen als sinnvoll erweisen:
- dass das CMS es aus technischen Gründen nicht ermöglicht, alle Produktvarianten auf einer Seite darzustellen und dynamisch die entsprechenden Informationen nachzuladen,
- dass eine URL pro Produktvariante angelegt wurde, aber dieser Ansatz nicht optimal ist (z. B. stellt sich heraus, dass die Produktvarianten kaum gesucht werden und die entsprechenden Landingpages keinen relevanten Traffic erzeugen) und man möchte die Index-Effizienz erhöhen,
- dass man bestimmte Ziele und Vorteile, die vom 3. Ansatz ermöglicht werden, erreichen will.
Eine URL für jede Produktvariante und Canonicals: Vorteile
1. Geringere Duplicate-Content-Gefahr und klare Ranking-Signale
Auch wenn die Inhalte auf der Hauptprodukt- und Produktvariantenseite identisch oder sehr ähnlich sind, werden diese nicht als Duplicate Content betrachtet, wenn die Canonicals richtig eingesetzt werden.
Durch Canonicals kann man festlegen, welche URL in den Suchergebnissen angezeigt werden soll. Die kanonische Seite wird repräsentativ für alle Produktvarianten in den Suchergebnissen erscheinen.
2. Interne Suche auf der Website
Die Canonicals dienen dazu, dass nur die kanonische Seite in den Ergebnissen der Suchmaschinen erscheint. Das gilt aber nicht für die interne Suche des Online-Shops: Die nichtkanonische Produktvariante kann problemlos gefunden werden, wenn ein:e Nutzer:in spezifisch danach sucht.
3. Filterkategorieseiten erstellen
Wie beim ersten Ansatz ermöglicht die Canonicals-Strategie, Filterkategorien zu erstellen, wo alle Produktvarianten aufgelistet werden, die einem bestimmten Merkmal zugeordnet werden können.
4. Stärkere externe Verlinkung (Backlinks) und konsolidierte interne Verlinkung
Durch die Canonicals werden die externen Linksignale auf der kanonischen URL konsolidiert, sodass hier bessere Rankingchancen entstehen.
Bei der internen Verlinkung sieht es etwas anders aus. Die Linkstruktur der kanonischen Seiten kann durch interne Links in den Texten und Slider/Banner optimiert werden. Auch die nichtkanonischen Varianten-Landingpages werden oft verlinkt – zum Beispiel auf den Hauptproduktseiten, um alle Versionen des Produkts aufzuzeigen, und auf Kategorieseiten, um den Nutzer:innen einen Überblick über das gesamte Sortiment anzubieten. So zeigen viele interne Links auf nichtkanonische Seiten, was nicht optimal ist. Mit geringen Verlusten des Linkjuices ermöglichen die Canonicals, die Linksignale zu konsolidieren.
5. Der ganze Produktkatalog auf einen Blick sichtbar
Wie im 1. Ansatz werden alle Varianten auf den Kategorieseiten verlinkt. Das ist vor allem für Online-Shops mit einem geringem Sortiment ideal: Die Anzahl der Artikel, die in den Kategorien aufgelistet werden, ist ausgedehnter, und potenzielle Kund:innen haben das Gefühl, mehr Auswahl zu haben. Wie oben erwähnt, kann das auch die Rankings und die Nutzersignale beeinflussen.
Eine URL für jede Produktvariante und Canonicals: Nachteile
1. Keine Optimierung für Varianten
Da eine nichtkanonische URL normalerweise nicht in den SERPs erscheint, wird – auch bei einer Suchanfrage nach einer bestimmten Variante – nur die kanonische Hauptproduktseite als Suchergebnis angezeigt. Dadurch ist es nicht möglich, Metadaten, Miniaturbild und strukturierte Daten für eine Produktvariante-Query zu optimieren. Auch in diesem Fall kann man die Merkmale der unterschiedlichen Versionen in der Produktbeschreibung auflisten, damit diese von Suchmaschinen in der Meta Description übernommen werden.
2. User Experience und „Out-of-stock-Produktvariante“
Wie beim 2. Ansatz landen Nutzer:innen, die nach einer spezifischen Produktvariante gesucht haben, auf der allgemeinen Hauptproduktseite. Hier kann man die Varianten-Landingpages verlinken, um einen Überblick über die verfügbaren Versionen anzubieten. Die Nutzer:innen müssen daher nach der gewünschten Variante suchen.
Die Hauptproduktseite bleibt im Index, solange mindestens eine Version des Produkts verfügbar ist. Die potenziellen Kund:innen landen daher eventuell auf einer Seite, die nicht die gesuchte Produktvariante anbietet („out of stock“). Das kann zu einer hohen Bounce Rate und negativen Nutzersignalen führen.
3. Geschwindigkeit und Laden der Produktvarianten-Landingpages
Wie beim 1. Ansatz wird eine eigenständige Seite für jede Variante angelegt. Wenn die Nutzer:innen durch die verschiedenen Versionen des Produkts stöbern, wird jede Produktvarianten-Landingpage neu geladen. Das führt zu längeren Ladezeiten als beim 2. Ansatz, wo nur die Bilder und Informationen bezüglich jeder Version – und nicht die ganze Seite – neu geladen wird.
4. Höhere Crawling-Budget-Verschwendung als beim 2. Ansatz
Landingpages werden für jede Produktvariante angelegt und von Suchmaschinen gecrawlt. Allerdings werden die nichtkanonischen URLs dank der Verwendung von Canonicals seltener als die kanonische Seite gecrawlt.
5. Indexierung nicht 100 % lenkbar
Canonicals sind für Suchmaschinen starke Hinweise, aber keine Direktive. Das führt dazu, dass auch nichtkanonische URLs im Index landen und sich Suchmaschinen nicht an das Canonical halten.
Fazit
Idealerweise sollte man sich beim Launch oder Relaunch einer Website mit diesem Thema auseinandersetzen. Der ausgewählte Ansatz zu einem späteren Zeitpunkt zu verändern, ist in der Praxis meist nicht möglich, weil dieser quasi ein Kernbestandteil jedes Online-Shops ist und die nachträgliche Anpassung der Produktvariantenstrategie mit einem erhöhten technischen Aufwand verbunden ist. Wenn zum Beispiel jede einzelne Variante unter einer URL aufrufbar ist, aber sich dieser Ansatz aus SEO-Sicht als nachteilig erweist, bleibt oft am Ende nur die dritte Option, um die überflüssigen Varianten-URLs zu konsolidieren.
Es gibt nicht den EINEN richtigen Weg, mit Produktvarianten umzugehen. Daher ist die Abwägung der genannten Vor- und Nachteile für jede Website neu zu treffen. Es ist daher Aufgabe der SEO-Manager, die Relevanz dieses Themas für einen Online-Shop hervorzuheben und die notwendigen Analysen und Tests zu führen, um den besten Ansatz für jeden Online-Shop zu definieren.