Initiative Q hat es gezeigt: Mit einer guten Idee lassen sich in kurzer Zeit viele Menschen gewinnen. Was wäre, wenn kleine Suchmaschinen-Betreiber plötzlich solche „guten Ideen“ hätten – und exponentiell wachsen würden?
Abgekratzt …
Je nachdem, wie man die Zahlen hindreht, hat Google einen Marktanteil von 99 %, 95 % oder einen beliebig anderen, aus der Luft gegriffenen Wert. Über BING oder andere Suchsysteme sucht praktisch angeblich niemand. Und über DuckDuckGo oder Ecosia schon mal überhaupt gar keiner.
Derzeit bringen es selbst gestandene SEO-Experten tatsächlich noch fertig zu sagen: „DuckDuckGo und Ecosia nutzen die Datenbasis von BING. Darüber bekomme ich keinen Traffic, also optimiere ich dafür auch nicht.“ Jeder, der ein paar Minuten über diese Aussage nachdenkt, wird sicher über kurz oder lang über die darin enthaltene mentale Sackgasse stolpern.
Wer sich intensiv mit den Zahlen beschäftigt, wird herausfinden, dass sowohl DuckDuckGo als auch Ecosia schon seit einigen Jahren ein starkes exponentielles Wachstum verzeichnen. Und dieses bereits exponentielle Wachstum erfährt derzeit sogar noch einen weiteren Beschleunigungs-Boost.
DuckDuckGo propagiert: Wir speichern niemals deine persönlichen Daten. Wir verfolgen dich nicht mit Werbeanzeigen. Wir tracken dich nicht, egal ob dein Privatsphäre-Modus an oder aus ist. Hol dir deine Privatsphäre zurück!
Ecosia wird sogar richtig physisch greifbar: Du surfst im Web und wir verwenden die dabei aus Werbeklicks entstehenden Gewinne, um Bäume zu pflanzen. Wir verkaufen keine Daten an Werbende, verwenden keine Drittanbieter-Tracker und anonymisieren sämtliche Suchdaten innerhalb einer Woche.
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann feststellen, dass sich immer mehr Menschen für genau die Themen „Datenschutz“ und „Umweltschutz“ interessieren – vor allem, wenn es einfach anwendbar ist.
Ecosia geht noch einen Schritt weiter und betreibt nicht nur aktiven Umweltschutz. Der Gründer Christian Kroll sagt: „Als ich Ecosia damals gegründet habe, habe ich zwei Dinge versprochen: Erstens: Ich werde Ecosia niemals verkaufen. Zweitens: Ich werde Ecosias Gewinne nie privatwirtschaftlich nutzen.“
Damit berührt Christian Kroll auf eine vorbildliche Weise den Wunsch vieler Menschen nach einer Abkehr vom Raubtierkapitalismus. Gleichzeitig bedient er die romantische Vorstellung von der Heilung der Welt durch die Benutzung einer Suchmaschine.
„Du kannst aktiv etwas für die Umwelt und die Welt tun, wenn Du Ecosia nutzt“, und „Du kannst aktiv etwas für Deinen Datenschutz tun, wenn Du DuckDuckGo nutzt“, sind zwei starke Argumente im Ring gegen Google. Google sagt unterm Strich: „Du bekommst das beste Suchergebnis. Wir bekommen dafür deine Daten und tracken jeden deiner Schritte.“
Was die „Ergebnisqualität“ angeht, hat Google in der Tat die Nase vorn. Aber das scheint viele Ecosia- und DuckDuckGo-Benutzer offensichtlich gar nicht zu stören: Sie sind meist mit den Ergebnissen zufrieden. Und wenn sie mal nicht fündig werden, wechseln sie eben zu Google.
Derzeit schützt sich die Google-only-SEO-Branche noch durch gebetsmühlenartige Wiederholung, dass Google die größte Suchmaschine der Welt ist (was angesichts von Suchsystemen wie Baidu, Yandex & Co. ohnehin relativiert werden muss).
Doch was passiert, wenn eine gesellschaftliche Stimmung urplötzlich „kippt“ und Unternehmen auf einmal breitflächig verpönt sind, die nicht ökologisch bzw. ökonomisch nachhaltig und sozial handeln?
Ist die SEO-Branche darauf vorbereitet, wenn BING über die kombinierte Power von DuckDuckGo, Ecosia, Alexa, Cortana und vielen andere Suchsystemen plötzlich stark an Marktmacht gewinnt?