So nutzen Sie das Potenzial von Google Data Studio

Sina Mylluks
Sina Mylluks

Sina Mylluks ist darauf spezialisiert, Content-Strategien für technologiegetriebene Innovationen zu entwickeln. Sie unterstützt Unternehmen bei der Strategieentwicklung und Contenterstellung und hilft ihnen, komplexe Technologien und Innovationen verständlich darzustellen und zu vermarkten. Sina Mylluks ist die Co-Autorin des deutschsprachigen Standardwerks „Google Data Studio: Professionelle Berichte und Dashboards erstellen”, erschienen im Rheinwerk-Verlag.

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Sascha Kertzel
Sascha Kertzel

Sascha Kertzel ist Co-Autor des deutschsprachigen Standardwerks „Google Data Studio: Professionelle Berichte und Dashboards erstellen”, erschienen im Rheinwerk-Verlag. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Bereich Business Intelligence liegt auf der Ausarbeitung moderner Analytics-Lösungen sowie der Entwicklung skalierbarer und robuster BI-Architekturen in verschiedenen Branchen. Darüber hinaus hat er BI-Projekte mit internationalen Projektteams geleitet.

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In den vergangenen Monaten hat sich viel bei Data Studio, dem Dashboarding- und Datenvisualisierungs-Tool von Google, getan. Das Werkzeug erhält stetig neue Funktionen, die den Nutzern die Analyse der eigenen Daten erleichtern. Neue Funktionen bedeuten jedoch gleichzeitig mehr Komplexität. Mit einem strukturierten Vorgehen bei der Berichterstellung sowie einem Einblick in die wichtigsten Neuerungen lässt sich dennoch der Überblick behalten und Google Data Studio gewinnbringend einsetzen. Die Experten Sascha Kertzel und Sina Mylluks erklären mithilfe eines kurzen Tutorials, wie das funktioniert, und geben Tipps, worauf man achten sollte.

Anhand eines Demo-Dashboards zeigen wir Ihnen, wie Sie bei der Erstellung eines Berichts vorgehen können. Unser Tutorial nutzt hierfür das Search Console Demo Dashboard, das Sie in Abbildung 1 sehen. Dieses können Sie als Vorlage unter goo.gl/7DWUmp herunterladen und verwenden.

Planung und Layout

Bevor Sie mit dem Anlegen eines Dashboards beginnen, müssen Sie sich zunächst überlegen, für welchen Anwendungsfall Sie das Dashboard erstellen und welche Daten infrage kommen. Hierbei sollten Sie sich über folgende Punkte Gedanken machen:

  • Zielgruppe: Für wen soll das Dashboard erstellt werden? Welche Anforderungen hat Ihre Zielgruppe?
  • Kennzahlen und Zielwerte: Welche Kennzahlen müssen vom Dashboard abgedeckt werden? Wurden Zielwerte definiert, sollten diese auch im Dashboard ersichtlich sein.
  • Visualisierungselemente und Gestaltung: Welche Visualisierungselemente sind geeignet? Wie lassen sie sich am besten anordnen? Welche Farben und Schriften wollen Sie verwenden?

Das Demo-Dashboard richtet sich beispielsweise an SEO-Manager, die die wichtigsten Kennzahlen der Google Search Console im Blick behalten wollen. Es enthält folgende Kennzahlen:

  • Impressions:
    • Wie häufig wurde die Website in den Suchergebnissen angezeigt?
    • Wie häufig wurde die Website je Land angezeigt?
  • Clicks:
    • Wie häufig wurde in den Suchergebnissen auf die Website geklickt?
    • Mit welchen Keywords wurden die Zugriffe auf die Landingpages generiert?
  • Average Position: An welcher Position war die Website zu finden (Durchschnittswert)?
  • Site-Click-Trough-Rate (Clicks/Impressions): Wie viel Prozent der User klicken auf ein Suchergebnis?
  • URL-Clicks: Was sind meine wichtigsten Zielseiten für die organische Suche?

Über den Inhalt hinaus ist eine nutzerfreundliche, leicht verständliche Darstellung wichtig. Andernfalls kann es schnell dazu führen, dass die Daten falsch verstanden werden, wichtige Informationen verloren gehen oder die Nutzer das Dashboard einfach nicht verwenden. Folgende Tipps erleichtern die Erstellung eines nutzerfreundlichen Dashboards:

  • Eine konsistente Gestaltung ist wichtig. Entscheiden Sie sich für die Schriftart, Farben, Wording und Visualisierungselemente im Vorfeld und bleiben Sie bei dieser Auswahl. 
  • Bilden Sie nicht zu viele Daten auf einmal ab. Filtersteuerungen und Unterseiten helfen Ihnen dabei, übersichtliche Berichte zu erarbeiten und dennoch möglichst viele Informationen zur Verfügung zu stellen.
  • Sorgen Sie für eine einfache Informationsaufnahme, indem Sie die Daten in einen Zusammenhang setzen. Diese erreichen Sie zum Beispiel durch eine Gruppierung von Kennzahlen, Überschriften oder die farbliche Kennzeichnung von positiven sowie negativen Entwicklungen.

Für das Demo-Dashboard wurden folgende Punkte berücksichtigt:

  • Je wichtiger die Kennzahl, desto weiter oben im Dashboard befindet sie sich.
  • Die Fragen werden fett hervorgehoben, damit die Nutzer auf einen Blick erkennen, worum es in dem Diagramm geht.
  • Die Hervorhebung der Elemente durch die gelbe Farbgebung sowie der hellgraue Hintergrund erleichtern die Lesbarkeit des Dashboards.

Datenquellen anbinden

Sind der Inhalt und das Layout definiert, müssen nun die passenden Datenquellen für das Dashboard angebunden werden. Hierfür gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: Sie können entweder einen neuen Bericht erstellen oder Datenquellen bereits bestehenden Berichten hinzufügen.

Google Data Studio lässt sich über datastudio.google.com mit den Browsern Chrome, Firefox und Safari nutzen. Auf der Startseite können Sie wie in Abbildung 2 sichtbar, einen neuen Bericht anlegen. Wählen Sie dazu auf der Startseite „Berichte” (1) entweder den leeren Bericht im Bereich „Neuen Bericht starten” (2) aus, oder klicken Sie auf das blaue Plus-Symbol unten rechts (3).

Anschließend öffnet sich automatisch das Fenster zum Anbinden von Datenquellen. Sie haben die Möglichkeit, bereits vorhandene Datenquellen auszuwählen oder eine neue Datenquelle anzubinden. Jede Datenquelle muss mittels eines passenden Connectors mit Google Data Studio verknüpft werden. Wenn Sie auf „Neue Datenquelle erstellen” klicken, gelangen Sie automatisch zur Übersicht der verfügbaren Connectoren, die Sie in Abbildung 3 sehen.

Hier finden Sie auch den Search Console Connector, der für das Erstellen des Demo-Dashboards notwendig ist. Dieser wird von Google Data Studio kostenlos zur Verfügung gestellt.

Sollten Sie eine Datenquelle nachträglich hinzufügen müssen, ist dies z. B. über das Menü „Ressource → Hinzugefügte Datenquellen verwalten“ möglich. Hier finden Sie einen Button mit „Datenquelle hinzufügen”. Für die Nutzung des Search Console Demo Dashboard müssen Sie übrigens keine eigene Datenquelle einrichten. Das Steuerungselement „Datenkontrolle” ermöglicht Ihnen die direkte Auswahl aller Websites, die Ihrem Google-Search-Konto zugewiesen sind.

Bericht gestalten

Je mehr Gedanken Sie sich zuvor gemacht haben, umso leichter ist es nun, den Bericht zu gestalten.

Mit dem Berichtseditor (siehe Abbildung 4) können Sie Berichte erstellen und bearbeiten. Per Drag & Drop lassen sich Visualisierungs- und Steuerungselemente (1) im Arbeitsbereich (2) positionieren. Die Eigenschaften der einzelnen Komponenten können Sie mit den Tabs Daten und Stil (3) konfigurieren.

Das Search Console Demo Dashboard verwendet beispielsweise die Schriftart Calibri (Überschriften) und Roboto (Tabellen und Filtersteuerung) sowie ausschließlich eine gelbe Farbgebung zum Hervorheben von Elementen. Die Fragen über den einzelnen Diagrammen setzen die Kennzahlen in einen Zusammenhang. Bei relevanten Kennzahlen wurden Kurzübersichten verwendet, um die Entwicklung der Kennzahlen im Vergleich zum vorherigen Zeitraum anzuzeigen. Dieser wurde farblich in Rot (negativ) und Grün (positiv) gekennzeichnet.

Darüber hinaus wurde das Dashboard mit einer Zeitraumsteuerung und drei Filtersteuerungen ausgestattet: Query, Landingpage und Device Category. Filtersteuerungen geben dem Nutzer mehr Flexibilität bei der Auswertung, indem ausgewählt werden kann, welche Daten angezeigt werden sollen.

Bericht teilen

Nachdem der Bericht nun erstellt ist, geht es darum, ihn mit den relevanten Nutzern zu teilen. In Google Data Studio haben Sie hierfür zwei unterschiedliche Möglichkeiten: Sie können entweder ausgewählten Nutzern oder Gruppen eine Freigabe erteilen oder über einen Freigabe-Link die entsprechenden Rechte festlegen.

Das Menü zum Teilen von Berichten bzw. Datenquellen lässt sich z. B. wie in Abbildung 5 über die Startseite für Berichte bzw. Datenquellen erreichen. Sie können das Menü über das Symbol mit den drei Punkten aufrufen (1) und anschließend den Menüpunkt Teilen (2) auswählen. Nun öffnet sich ein weiteres Fenster, in dem Sie Nutzern oder Gruppen die Lese- bzw. Bearbeitungsrechte zuteilen können (3–5).

Eine zweite Möglichkeit ist die Freigabe durch einen Link. Das ist vor allem nützlich, wenn der Bericht für eine große Nutzergruppe zugänglich sein soll. Alle Personen, die den Link kennen, können auf den Bericht zugreifen, ohne an einem Google-Konto angemeldet zu sein. Klicken Sie hierfür auf „Link zum Freigeben abrufen” (6), um die Linkfreigabe zu aktivieren.

Daten analysieren mit der Explorer-Funktion

Seit dem letzten Artikel über Google Data Studio in Ausgabe 42 hat sich einiges getan. Eine dieser Neuerungen ist der Explorer. Dieser soll Ihnen dabei helfen, schneller relevante Erkenntnisse aus Ihren Daten zu gewinnen. Der Fokus liegt darauf, möglichst unkompliziert Daten zu analysieren, ohne dafür ein neues Dashboard anzulegen oder bestehende Dashboards zu modifizieren. Daraus ergeben sich für die neue Explorer-Funktion in Data Studio vor allem folgende Anwendungsfälle:

  • Einfache Filterung von Daten: Der einfache Zugriff auf die Filter in der Weboberfläche ist eine der Hauptfunktionen des Data Studio Explorers. Diese können schnell erstellt und modifiziert werden, um die relevanten Daten für die Analyse zu selektieren. Neben einfachen Filtersteuerungen können auch komplexere Bedingungen mit regulären Ausdrücken angelegt werden.
  • Datenquellen mit dem Explorer erkunden: Die Analyse der Dimensionen und Messwerte ist direkt aus der Datenquelle möglich. Dies kann z. B. genutzt werden, um sich mit den Inhalten einer neuen Datenquelle vertraut zu machen.
  • Ad-hoc-Analyse aus dem Dashboard heraus: Diese wird verwendet, um spontane Fragestellungen zu beantworten, die im Dashboard nicht geklärt werden (siehe Abbildung 6).
  • Analyse von SQL-Abfragen aus der BigQuery-Web UI direkt im Data Studio Explorer: Dies ermöglicht es Anwendern, die keine Kenntnisse in SQL (Datenbanksprache zur Definition von Datenstrukturen) haben, die Daten auszuwerten, die in BigQuery (Cloud-Service zur Datenanalyse) gespeichert sind.

Wenn Sie zum Beispiel im Search Console Demo Dashboard detaillierter auswerten möchten, wie häufig die Website in den Suchergebnissen aus dem Vereinigten Königreich angezeigt wird (Impressions), dann wäre dies mittels einer Ad-hoc-Analyse im Explorer zu beantworten. Das könnte wie in Abbildung 6 aussehen. Sie sehen hier sowohl einen Vergleich der aktuellen Aufrufe mit den Aufrufen vor 28 Tagen als auch eine Aufgliederung nach Gerät bzw. Tag.

Wenn Sie mit dem Data Studio Explorer arbeiten wollen, können Sie ihn folgendermaßen aufrufen:

  • Google Data Studio Berichte: Sie finden den Explorer auf der linken Seite. Wählen Sie die Datenquelle, die Sie erkunden möchten, mit dem Symbol + unten aus.
  • Google Data Studio Datenquellen: Klicken Sie auf der Data-Studio-Startseite auf Datenquellen, wählen Sie zuerst Ihre Datenquelle aus und klicken Sie dann auf „Erkunden”.
  • Google Data Studio Dashboard: Um Ihre Daten detaillierter zu analysieren, kann die Explorer-Funktion auch aus einem bestehenden Dashboard geöffnet werden. Sie können dies tun, ohne das Diagramm zu ändern. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Diagramm, das Sie untersuchen möchten, und wählen Sie „Analysieren”. Daraufhin wird eine Kopie Ihres Diagramms in einem neuen Browserfenster geöffnet.
  • BigQuery: Stellen Sie mithilfe der Web UI eine Verbindung zu BigQuery her, führen Sie eine Abfrage auf Ihrer Datenquelle aus und wählen Sie unter Abfrageergebnisse die Option „In Data Studio erkunden" aus.

Vielleicht fragen Sie sich nun, wo genau der Unterschied zwischen den Dashboards und dem Explorer liegt. Es stimmt, dass viele Ähnlichkeiten bestehen, aber es gibt auch einige wichtige Unterschiede:

  • Analysen im Explorer sind temporär, wenn Sie sie nicht speichern. Die Analysen im Explorer werden nicht automatisch gespeichert. Um Ihre Arbeit zu erhalten, damit Sie sie später erneut aufrufen können, klicken Sie oben rechts im Explorer auf „Speichern”. Ihre gespeicherten Explorer-Analysen können Sie danach jederzeit über die Explorer-Startseite aufrufen.
  • Explorer-Analysen können nicht geteilt werden. Nur Sie können die von Ihnen erstellten Explorer-Berichte sehen. Es gibt derzeit keine Option, Explorer-Analysen direkt zu teilen. Sie können diese jedoch in Dashboards exportieren und für andere freigeben.
  • Explorer-Analysen sind für Filter optimiert. Sie können sehr einfach einen Filter auf Ihre Analysen anwenden, indem Sie Dimensionen und Messwerte aus dem Eigenschaftsfenster in den Filterbereich am oberen Rand des Explorers ziehen.
  • Explorer vereinigt den Bearbeitungs- und Ansichtsmodus. Der Explorer unterscheidet im Gegensatz zu den Data Studio Dashboards nicht zwischen dem Ansichts- und Bearbeitungsmodus. Sie können Diagramme anpassen, Filter hinzufügen und mit den Daten interagieren, alles auf derselben Oberfläche.
  • Explorationsdiagramme sind Kopien. Es gibt keine Verknüpfung zwischen Diagrammen in einer Explorer-Analyse und Diagrammen in Berichten. Wenn Sie ein Diagramm von einem Explorer-Bericht in ein Dashboard exportieren, exportieren Sie eine Kopie des Diagramms. Wenn Sie ein Diagramm aus dem Dashboard im Explorer öffnen, erstellen Sie eine Kopie des Diagramms.

Ein Tool mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten

Durch die Reduzierung auf die wichtigsten Funktionen und die direkte Verfügbarkeit im Browser kommt man schnell zu ersten Ergebnissen beim Umsetzen eigener Dashboards.

Die Funktionen von Google Data Studio haben sich seit der Veröffentlichung stark erweitert und das Tool wird für immer mehr Anwendungsfälle einsetzbar. Neben eigenen Connectoren wird es zukünftig auch möglich sein, mit Data Studio Community Visualizations benutzerdefinierte Visualisierungen zu erstellen und zu verwenden.