Im Teil 1 der Serie in der letzten Ausgabe wurden die SEO-Grundfunktionen von Joomla! in den Bereichen Metadaten, Textauszeichnungen, Bilderauszeichnungen, URL-Struktur und Titel vorgestellt. Dieser Teil der Joomla!-SEO-Serie beschäftigt sich detailliert mit Erweiterungen, die die Grundfunktionen von Joomla! um wichtige Funktionen ergänzen. Patrik Jungbluth erläutert, wie man die bereits vorhandenen Möglichkeiten des bekannten Content-Management-Systems optimieren und weiter vereinfachen kann.
Wurde im ersten Teil ausschließlich ein Blick in die Grundfunktionalität von Joomla! und deren Beeinflussung der Suchmaschinenoptimierung geworfen, wird in diesem Teil beleuchtet, wie diese Funktionalitäten zum Zwecke der SEO-Freundlichkeit erweitert werden können. Zunächst ist aber zu klären, was eine Erweiterung überhaupt ist.
Joomla! enthält in seiner Grundversion bereits zahlreiche Funktionen. Für einige Anforderungen werden Erweiterungen der Grundversion benötigt, die durch sogenannte Extensions zur Verfügung gestellt werden. Diese Erweiterungen sind Programmteile, die in die Joomla!-Installation integriert werden können. Im „Joomla! Extensions Directory“ (http://extensions.joomla.org) stehen die vorhandenen Joomla!-Ergänzungen zur Verfügung. Sie können heruntergeladen und über das Backend installiert werden.
Zusätzlich ist der Zugriff auf das Extension Directory auch direkt aus der Administration – dem Backend – der Joomla!-Installation möglich. Unter Erweiterungen -> Verwalten besteht die Möglichkeit, die Option „Aus dem Webkatalog installieren” hinzuzufügen.
Hier werden nun wichtige Erweiterungen aufgezeigt, welche die Grundfunktionen für Joomla! SEO-freundlich unterstützen. Aufgrund der vielfältigen Erweiterungen, die das Joomla! Extensions Directory zur Verfügung stellt, kann hier natürlich nur eine Auswahl daraus behandelt werden.
Um alle Seiten der Internetseite optimal auffindbar zu machen, empfiehlt Google das Einreichen einer Sitemap in den Google-Webmaster-Tools. In der Grundversion von Joomla! ist diese Funktion nicht enthalten. Eine der möglichen Erweiterungen für dieses Thema ist OSMap.
Die Komponente wird nach dem sogenannten Freemium-Modell vertrieben. Das bedeutet, dass es eine kostenfreie Version gibt und eine kostenpflichtige Premium-Version. In der Regel stellen die kostenpflichtigen Versionen umfangreichere Funktionen zur Verfügung.
In der Komponente können nun beliebig viele Sitemaps eingerichtete werden. Das ist dann sinnvoll, wenn eine Webseite wirklich viele Einträge für eine Sitemap liefert. Hier ist von einer Sitemap die Rede, die mehr als 50.000 Einträge hat bzw. mehr als 50 MB Speicherplatz beansprucht.
In OSMap kann für jede Sitemap eingestellt werden, welche Seiten in die Sitemap aufgenommen werden sollen. In Abbildung 1 ist erkennbar, dass für alle Elemente der Webseite sowohl die Priorität als auch die Frequenz der Änderungen definiert werden können. Die Priorität gibt dabei an, wie wichtig die in dieser Sitemap hinterlegten Einzelseiten sind, die Frequenz besagt, in welchem zeitlichen Abstand die Sitemap erneut generiert werden soll. Diese Einstellung sollte ungefähr den Zeitrahmen widerspiegeln, in dem der Inhalt der Seite verändert wird, um stets eine aktuelle Sitemap parat zu haben.
Nachdem die allgemeine Konfiguration der Sitemap erfolgte, ist es möglich, die Werte für jede einzelne Seite individuell anzupassen. Unter den Link XML im Menü Komponenten -> Sitemaps Manager ist die Liste der eingerichteten Sitemaps zu finden (Abbildung 2).
Um die Priorität und Frequenz nun für jede Seite anpassen zu können, ist eine Anmeldung als „Super User“ notwendig. Oberhalb der Liste führt ein Link direkt zur Anmeldung. Anschließend besteht die Möglichkeit, die Änderungen vorzunehmen.
Neben der XML-Sitemap werden auch eine News-Sitemap und eine Image-Sitemap generiert. Ist Bildercontent oder Newscontent auf der Seite vorhanden, sollten diese Varianten unbedingt zur Verfügung gestellt werden. Sie unterstützen die Joomla!-Core-Inhalte und einige der häufig genutzten Erweiterungen wie: K2,das Kunena Forum, Mosets Tree, Sobi Pro und Weblinks. OSMaps ermöglicht die Generierung weiterer Sitemaps zu diversen Joomla!-Erweiterungen (z. B. für unterschiedliche Bildergalerien) durch die Installation zusätzlicher, kostenpflichtiger Plug-ins.
Weitere beliebte, alternative Komponenten zur Erstellung von Sitemaps:
jSitemap | kostenpflichtig | Bewertung 100/100 | bei 300 Rezensionen
Aimy Sitemaps | Freemium | Bewertung 63 / 100 | bei 60 Rezensionen
Diese Komponente vereinfacht die Eingabe des Seitentitels, der Meta-Descriptions, der Kewords, des Generator- und des Robots-Tags. Das Besondere ist, dass die Änderungen direkt in der Seite, also im Joomla! Frontend, vorgenommen werden können. Dazu muss der Nutzer – in der Grundkonfiguration ist nur der Super User dazu berechtigt – angemeldet sein. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Option URL sammeln der Erweiterung einzuschalten und dann alle Daten zentral im Joomla!-Backend zu ändern. Das Plug-in überlässt dem Nutzer die Wahl, wie er die Einstellungen vornimmt, im Frontend oder im Backend.
Nach der Installation arbeitet die Erweiterung ohne weitere Einstellungen und verschafft im Frontend einen Überblick über die für die Inhalte gesetzten Informationen. Eine Konfiguration ist nicht zwingend erforderlich. In der oberen rechten Ecke der jeweils geöffneten Seite befindet sich eine kleine Symbolleiste, die anzeigt, welche Tags bereits gesetzt sind (Abbildung 4).
Die Symbole stehen für die bereits oben genannten Tags. Das Formular zum Bearbeiten der Tags (Abbildung 5), wird durch einen Klick auf die Symbolleiste geöffnet.
Sind bestimmte Felder für die Optimierung der eigenen Webseite nicht interessant, dann lassen sie sich über die Einstellungen im Plug-in selber (Erweiterungen -> Plugin -> Easy Frontend SEO) ausblenden. Die geänderten Daten werden in einer Plug-in-eigenen Tabelle gespeichert.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, in den Optionen einzustellen, dass die Daten in den Joomla!-eigenen Tabellen gespeichert werden. Die Speicherung in den Joomla!-Content-Tabellen hat den Vorteil, dass bei strukturellen Änderungen die Daten weiterhin den korrekten Beiträgen zugeordnet sind.
In der Komponente gibt es auch einen Automatik-modus, um die Tags zu füllen. Der Automatikmodus funktioniert mit den Beiträgen von Joomla! und der K2-Erweiterung. Der automatisch generierte Inhalt kann anschließend übearbeitet werden.
Sollte man diese Erweiterung mit einer weiteren Komponente nutzen (z.B. SH404SEF – s. u.), die ebenfalls die Meta-Tags verwaltet, dann wird empfohlen, den Kompatibilitätsmodus einzuschalten, um Seiteneffekte zu vermeiden.
Wie im ersten Teil der Joomla!-SEO-Reihe beschrieben, ermöglicht Joomla! bereits die Erstellung suchmaschinenfreundlicher URLs (SEF-URLs). Diese URLs werden in Joomla! auf Basis des Alias in den Menüs und den Beiträgen generiert.
Eine Komponente, die es ermöglicht, die URL-Struktur frei zu wählen, ist SH404. Es handelt sich dabei um eine kostenpflichtige Komponente mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Für große Joomla!-Seiten ist eine Komponente dieser Art zu empfehlen. SH404SEF ermöglicht, die volle Flexibilität in der URL-Struktur zu haben und den Pflegeaufwand gering zu halten. Für kleine Webseiten ist es möglich, eine URL-Struktur auch ohne Komponenten wie SH404SEF aufzubauen. Hier muss zwischen Nutzen und Aufwand abgewägt werden.
Damit SH404 optimal funktionieren kann, muss zunächst die htaccess.txt im Joomla!-Verzeichnis in .htaccess umbenannt werden. Anschließend wird die Option URL-Rewrite genutzt und in der Joomla!-Konfiguration auf JA gestellt. Diese Funktion wurde bereits in Teil1 genutzt – siehe WEBSITE BOOSTING #36, Seite 99.
Nun kann unter Komponenten -> SH404SEF die Option „Enable URL optimization“ auf YES gesetzt werden. Die Erweiterung ist nun aktiv und kümmert sich um Generierung der SEF-URLs anhand der Basiseinstellungen.
In den Basiseinstellungen können alle Einstellungen zur Generierung der URLs vorgenommen werden. Mit einem Klick auf den Button „Configuration“ öffnen sich die Einstellungen der Komponente.
Die Basiseinstellungen sind sehr umfangreich. Deshalb hier nur einige wenige Anpassungen. Die kompletten Einstellungen sollten in einer Testseite probiert werden, um zu sehen, ob das gewünschte Ergebnis erreicht wird.
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass SH404 im Gegensatz zu Joomla! selbst die URL-Struktur auf Basis der Kategorie Titel und des Beitragsalias generiert. Um auch bei den Kategorien den Alias anstelle des Titels zu nutzen, muss in der Konfiguration die Option „Use category alias“ auf YES gesetzt werden (s. Abbildung 6). Ändert man diese Einstellung nicht, dann wird der komplette Titel des Beitrags in die URL eingebaut.
Soll die URL die Kategoriestruktur der Joomla!-Installation abbilden, dann sollte die Option „Show Category” auf „All nested Categories” gesetzt sein. Es werden nun alle Joomla!-Kategoriealias bzw. Beitragsalias in den URL-Pfad aufgenommen.
Neben den Basiseinstellungen für die Joomla!-Standard-Komponenten sind unter anderem spezielle Unterstützungen für K2, Flexicontent, Community Builder, Kunena und Jomsocial in der Komponente vorhanden.
Vorgenommene Änderungen gelten nur für neu generierte URLs. Bestehende URLs werden nicht automatisch angepasst. Wurden Grundeinstellungen angeglichen und sollen diese auch für bereits generierte URLs genutzt werden, müssen die bestehenden, noch nicht angepassten URLs zunächst entfernt werden.
Die Funktion ist im „URL Manager“ im Menüpunkt „SEF URLS“ zu finden. Dort findet sich oberhalb der Liste der Purge-Button (s. Abbildung 7). Durch einen Klick auf diesen Button werden alle URLs entfernt, die vorher automatisch vom System generiert wurden. URLs, die bereits manuell angepasst wurden, bleiben erhalten. Bei erneutem Aufruf der Webseite werden die URLs nach den geänderten Regeln erstellt.
Im URL-Manager können die automatisch generierten URLs manuell angepasst werden. Zum Bearbeiten wird die angezeigte URL angeklickt. In der folgenden Eingabemaske sind die ursprüngliche Joomla!-URL und auch die von der Erweiterung generierte URL zu sehen. Diese kann nun beliebig angepasst werden. Aus einer einfachen URL wie z. B. /australien.html kann /urlaubziele/land/australien.html erstellt werden.
Sollten in der Webseite interne Verlinkungen mit der alten SEF-URL vorhanden sein, dann ist darauf zu achten, dass diese angepasst werden. Der alte Link wird ordnungsgemäß als 301-Weiterleitung auf die neue URL umgeleitet. Der Link sollte besser gegen die neue SEF-URL oder eine Joomla!-Standard-URL ausgetauscht werden, um die Weiterleitung zu vermeiden.
SH404 steuert die Weiterleitung, indem es die bisherige URL als Alias für die neue URL anlegt. Die bereits angelegten Alias sind im Menü „Aliases“ zu finden, sie können dort angepasst oder entfernt werden.
Bei bestimmten Einstellungen von Schlagwörtern kann es im Joomla!-Grundsystem zu Duplicate Content kommen. Einen Teil dieser doppelte URLs für denselben Inhalt findet SH404SEF von selbst und korrigiert sie. Alle anderen müssen manuell zusammengeführt werden. URLs, die nicht bestehen bleiben sollen, sind aus dem URL-Manager zu entfernen. Tipp: Am besten wird die URL „ausgeschnitten”. Die URL, die bestehen bleiben soll, erhält anschließend die zuvor ausgeschnittene URL als Aliaseintrag. Somit ist geregelt, dass der Content auch wirklich nur einmal erreichbar ist.
Die Pflege der Seitentitel und Meta-Descriptions für die Einzelseite kann zentral erfolgen. Unter dem Menüpunkt „Title and metas“ (Abbildung 9) findet sich eine Liste der Beiträge der Seite mit Eingabefeldern für die Meta-Description und den Seitentitel. Die Änderungen müssen mit dem Speichern-Button abgeschlossen werden.
Die Felder sind mit einem Zähler ausgestattet, der einen ungefähren Anhaltspunkt gibt, wie lang der Seitentitel und die Meta-Description sein sollen.
Am oberen Rand findet sich der Button „home page meta“, um diese Einstellungen für die Startseite vorzunehmen. Die Einträge, die in dieser Liste vorgenommen werden, überschreiben alle Werte, die eventuell an anderen Stellen in Joomla! eingetragen wurden.
SH404SEF enthält auch eine Funktion zum Protokollieren auftretender 404-Fehler. Unter dem Menüpunkt „404 request” findet sich eine Liste aller aufgetretenen 404-Fehler. Hinter jedem Eintrag gibt es einen Button, mit dem der fehlerhafte Link einer bestehenden URL zugeordnet werden kann. Alternativ kann durch Eingabe einer URL auch zu einer externen Seite weitergeleitet werden. Bei einem erneuten Aufruf der fehlerhaften URL wird der Nutzer zur eingestellten Seite per 301-Redirect weitergeleitet.
Neben den beschriebenen Funktionen bietet SH404SEF auch die Erstellung einer 404-Fehlerseite für mehrere Sprachen an. Eine Option zur Einbindung von Google Analytics ist ebenfalls vorhanden. Dabei wird nicht nur der Analytics-Tracking-Code eingebunden, sondern es können auch einige der Statistiken direkt in der Joomla!-Administration angezeigt werden.
Weitere beliebte Erweiterungen zur Optimierung der URL:
joomSEF | freemium | Bewertung 84/100 | bei 206 Revisionen
Die kostenlose Variante von joomSEF setzt leider einen Link zum Hersteller der Erweiterung unter jeden Beitrag. Ansonsten sind die Funktionen denen von SH404SEF sehr ähnlich.
In der Joomla!-Grundinstallation werden Überschriften der Beiträge als H2 ausgeliefert. Günstiger ist es, wenn die Überschriften als H1 formatiert werden, um für die Anforderungen der Suchmaschinenoptimierung konform zu sein. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Überschriften anzupassen.
Die erste Möglichkeit ist, im Joomla!-Menü einen Seitentitel anzugeben. Sind die Standardeinstellungen nicht geändert, werden zwei Überschriften direkt untereinander angezeigt, einmal der Seitentitel als H1 und einmal der Beitragstitel als H2. Die Anzeige des Beitragstitels kann in den globalen Einstellungen unterdrückt werden, womit eine H1 und der Beitragsinhalt ohne Beitragstitel angezeigt würde und die Konformität wieder hergestellt wäre.
Eine zweite Variante ist die Erweiterung des Templates um ein Override. Das Override-Konzept in Joomla! ist ausgespochen mächtig und kann vielseitig eingesetzt werden. Es geht darum, Anpassungen an der Joomla!-Grundinstallation vorzunehmen, die aber nicht von einem Update überschrieben werden können. Das wird dadurch gewährleistet, dass die entsprechenden Dateien zunächst kopiert und erst anschließend angepasst werden.
Ein Template Overwrite für die H1 kann sehr einfach erstellt werden. Hier ein Beispiel anhand des von Joomla! mitgelieferten Templates Protostar aufgeführt. Dazu muss die folgende Datei kopiert werden, und zwar von /components/com_content/views/article/tmpl/default.php nach /templates/protostar/html/com_content/article/default.php.
Das H2-Tag muss in den Zeilen 48 und 52 in der kopierten Datei /templates/protostar/html/com_content/article/default.php in ein H1-Tag geändert werden.
Bei dieser Variante darf der Seitentitel im Menü nicht mehr genutzt werden, da sonst zwei H1-Tags über dem Beitrag erscheinen würden. Dazu wird im Joomla!-Hauptmenü Menü -> <Name des Menüs> im Bereich Optionen (Button oben rechts) die Eigenschaft Seitentitel Anzeigen auf Nein gestellt.
Bei anderen Templates kann diese Änderung bereits durch den Entwickler vorgenommen worden sein oder die Änderungen können in einer anderen Zeile zu finden sein. Beim Kopieren der Dateien eines anderen Templates muss der Pfadname des Templates angepasst werden.
In diesem Artikel kann, wie erwähnt, nur ein ausgewählter Teil der vorhandenen Erweiterungen vorgestellt werden. Es sollte aber klar sein, dass es nicht nur Drittanbieter-Erweiterungen gibt, sondern immer auch die Möglichkeit besteht, dass Overrides bereits vielfach zur Lösung eingesetzt werden können.
Es gibt einige sinnvolle SEO-Erweiterungen, es ist aber immer abhängig von der Größe und Struktur der Webseite, inwieweit der Einsatz von Erweiterungen sinnvoll bzw. notwendig ist.
In der nächsten Ausgabe der Website Boosting wird das Thema Joomla!-Performance-Optimierung näher beleuchtet. Es werden Methoden und Möglichkeiten vorgestellt, die über das Joomla!-Grundsystem hinausgehen und der Webseite Tempo machen.