Dies heißt nicht, dass man Desktop höher als Mobile in der Marketing-Kommunikation priorisieren sollte, denn viele Kunden starten inzwischen mobil, brechen den Kaufprozess aber ab und konvertieren dann auf dem Desktop. Gründe für den Abbruch gibt es viele (lt. einer Studie nutzen 90 % aller Smartphone-Nutzer die Produktsuche, während sie eine andere Tätigkeit ausführen; siehe einfach.st/twg3). Ohne Mobile gäbe es also keine Desktop-Conversions, Mobile ist im Moment also noch der elementare Assistgeber wie im Basketball oder Fußball.
Beide Analysen können erweitert werden, um das Potenzial für die Attribution von Marketing zu verdeutlichen, indem man durch eine Segmentierung (Conversion-Segment in Google Analytics) das Ergebnis für Kanäle, die durch monetären Einsatz oder anderen Mitteleinsatz (Zeit) gesteuert werden können, filtert (Beispiel-Segment in Google Analytics wäre: Any Interaction + Channel Grouping mit CPC oder Display oder other Advertising).
Grundsätzlich sollte für die Analyse des Themas Cross-Device-Bedarf mit Google Analytics der Zeitraum länger gewählt werden und mit einbezogen werden, ob die Website überhaupt für Mobile optimiert ist.
Für Adwords-Nutzer kann der Cross-Device-Bedarf auch unmittelbar in Adwords über die Conversion-Spalte ermittelt werden: Cross-Device-Conversion im Verhältnis zur All-Conversion-Spalte (Details dazu unter goo.gl/KFvL3A).
Wenn die ersten Reports diese Ergebnisse aufweisen, kann von Bedarf ausgegangen werden.
Ergebnis - Assess-Phase:
- Potenzialanalyse und erste Priorisierung
- Offizielles Management Commitment und nächste Steuerungsmeetings
- Projektzielstellung (gegenseitiges Commitment)
- Benennung der Teams und Verantwortlichkeiten
- Technologie-Evaluation und klare Rollenzuweisung
- Definition und Priorisierung der Arbeitspakete
- Projektplan und Prozessdefinition
Projekt-Zielstellungen
Die Zielstellung von Attributionsprojekten ist wie auch bei anderen Projekten maßgeblich für die Implementierung. Man kann zwischen drei übergreifenden Zielergebnissen unterscheiden, die auch aufeinander aufbauen.
Ziel – ENABLE
Schaffung einer kompletten, konsistenten und korrekten Datenbasis.
Ziel – INSIGHT
Neue Erkenntnisse schaffen - welcher Kanal hat welche Rolle, welche sind über- oder unterbewertet, welcher Kanal und Kanalkombination hat welchen Beitrag auf das Gesamtergebnis? Das Ziel der Entscheidung ist sekundär bzw. die optimierte Steuerung als Ergebnis wird noch nicht geplant. Ein Outcome aus dieser Phase könnte die Etablierung von Attributionskennzahlen im Standardreporting sein.
Ziel – ACTION
Die Organisation will die Insights in Taten überführen und entsprechend das Marketing steuern. Es kann zwischen regelmäßiger, aber nicht laufender Optimierung und konstanter Optimierung auf Basis von Attributionsinsights unterschieden werden. Bei regelmäßiger Optimierung handelt es sich zumeist um Allokationen bei der Planung. Die Insights werden generiert, Allokationen von Budget entschieden und Priorisierung umgesetzt. Hierbei lauert eine Gefahr: Im Vergleich zur konstanten Optimierung und anschließenden Maßnahmen werden Entscheidungen im Tagegeschäft auf Basis falscher Entscheidungen gefällt, z. B. Last-Cookie-Allokation aus dem Media-Buying-Tool. Deshalb erfordert die konstante Optimierung eine fortlaufende Information der Buying- und anderen Steuerungstools. Das heißt, die Wertbeiträge eines generierten Touchpoints müssen pro Conversion ermittelt und an die Steuerungsinstanzen übergeben werden. Eine abgemilderte und nicht voll integrierte Lösung ist es, wenn Attributionsinsights bei jeder Entscheidung einbezogen werden, aber nur über Multiplikatoren bei der Gebotsdefinition (Beispiel: Jede Conversion in meinem Remarketing-Tool muss mit Faktor X multipliziert werden. Faktor ist der Anteil an anderen Kanälen/Touchpoints, die im Durchschnitt an einer Conversion beteiligt sind).
Die Zielstellung ACTION wird häufig bereits in der Planungsphase politisch heikel, denn sie bedingt ein teamübergreifendes Commitment, tatsächlich die Steuerung zu verändern. Dies wird aller Voraussicht nach Budget-Allokationen erfordern, die wiederum eine Veränderung der Inzentivierungen nach sich ziehen können und/oder Auswirkungen auf in- und externe Verträge haben (z. B. Zielvereinbarungen mit Marketing-Dienstleistern). Hier wird vor allem das Management Commitment wichtig, aber auch eine sehr offene Einstellung aller Beteiligten, wie auch das Management von Erwartungen durch die Projektleitung und Attributionsspezialisten.
Einigt man sich auf ACTION und sind managementseitig alle Weichen gestellt, ist es zwingend erforderlich, sich auf mess- und optimierbare Kennzahlen und Ziele festzulegen, mögliche Optimierungsmaßnahmen zu definieren oder nach Projektverlauf zu identifizieren und diese laufend zu überprüfen.
Es werden drei Arten von Kennzahlen unterschieden:
- Projektkennzahlen: z. B. Umsetzungszeit und Go-live-Timings, verfügbares Budget und Personalbedarf etc.
- Media-Kennzahlen: z. B. ROAS (Return on Adspend), KUR (Kosten-Umsatz-Relation), CPA (Cost per Action) etc
- Prozess-Kennzahlen: z. B. Datenmanagement-Aufwendungen (Zeit/Kosten), Geschwindigkeit Marketingprozess, Time to Launch, Time to Insight)
Typische Ergebnisse/Kennzahlen von Projekten sind in Abbildung 7 dargestellt – hier werden links Effizienzkennzahlen und rechts Effektivität deutlich.