Abgekratzt …

Karl Kratz
Karl Kratz

Karl Kratz liebt und lebt feines Online-Marketing seit 1996. Er ist Autor diverser Online-Marketing-Publikationen (Welcome to the System, Haifischbecken Internet Marketing, Landingpage SEO) und betreibt die Online-Marketing-Plattform karlsCORE public.

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Wochenlang raubte die „Mobilegeddon“-Berichterstattung besorgten Website-Besitzern den Schlaf. Die Googlekalypse blieb aus. Die Diskussionen über Ranking-Schwankungen, Keyword-Optimierung von Drei-Sterne-Texten und Linkaufbau geht weiter. Lernt die Branche nicht dazu?

Unternehmen verschlafen eine knappe Dekade lang, ihre Angebote für Mobilgeräte aufzuarbeiten, und machen jetzt innerhalb weniger Wochen alle Fehler, die man bei der Bereitstellung responsiver Inhalte machen kann.

Menschen diskutieren über Mobilegeddon. Kaum einer diskutiert Googlegeddon. Was passiert, wenn ein Unternehmen nicht nur seine „mobilen Rankings“, sondern den kompletten Besucherstrom über Google verliert – egal aus welchem Grund? Regelmäßig berichten Unternehmen, Google habe ihre Existenz zerstört. So lautet zumindest die Sichtweise Betroffener. Wird kritisch hinterfragt, welche Besucher- und (Neu-)Kundenquellen kontinuierlich abseits von Google erschlossen wurden, wird es oft sehr still: In der Regel gab und gibt es keine Aktivitäten zur Diversifizierung von Suchsystemen. Wozu auch? Es lief doch! Außerdem hat „die Agentur diesbezüglich nie etwas erwähnt. Und die müssten es ja wissen – das ist doch eine der größten Online-Agenturen in Deutschland. Mit Zertifikat!“

Oma sagte: „Kind, leg nicht alle Eier in einen Korb.“ Oma brachte uns Diversifizierung bei. Oma war super. Dann kamen Schule, Studium, Berufsleben – und plötzlich galt als sicher, was alle machen: Optimierung von Websites für ein besseres Ranking bei Google. 

„Simuliere die Trennung deines Geschäftsmodells von Google.“

Unternehmer und Online-Marketing-Verantwortliche zucken zusammen, wenn sie diese Forderung hören. Das scheint absurd und irrsinnig – hängt doch der gesamte oder größte Teil des digitalen Unternehmenserfolgs von BINGs größtem Wettbewerber ab! Aus betriebswirtschaftlicher und sogar rechtlicher Sicht gehen viele Geschäftsführer ein unerträglich hohes Risiko ein, wenn ein großer Anteil des Ertrags über nur eine einzige Quelle erwirtschaftet wird. Es gibt genügend Geschäftsmodelle, die sich vollständig auf die Suchmaschinenfirma aus Mountain View verlassen. Da ist es nur verständlich, dass jede noch so kleine Veränderung des Algorithmus ängstlich erwartet, diskutiert und analysiert wird. Für eine Fokussierung auf die Verbesserung der eigenen Online-Marketing-Prozesse bleibt da wenig Zeit.

Ich vermisse seitens Online-Agenturen eine Aufklärung ihrer Kunden über die Wichtigkeit der Diversifizierung von Kundenquellen. Google ist unbestritten die beste Suchmaschine für „alles“. Google ist jedoch auch oft die schlechteste Suchmaschine für Spezielles. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es Tausende ernst zu nehmende Suchsysteme, deren Benutzer regelmäßig deutlich besser konvertieren. Und die Optimierung innerhalb spezialisierter Suchsysteme ist oft deutlich einfacher und wirtschaftlich effizienter.

 

„Eine Veränderung im Ranking-Algorithmus von Google hat keinen Einfluss auf den Puls, die Denkweise und die Strategie eines verantwortungsbewussten Online-Marketers. Er sorgt dafür, dass Googles Einfluss auf das Unternehmen einfach klein genug bleibt.“

Unternehmen sollten auf ihren Websites SSL einsetzen, um Kundendaten besser zu schützen – und nicht, weil es eventuelle Ranking-Vorteile bei Google gibt. Und Unternehmen sollten extrem schnelle Webseiten anbieten, damit deren Bedienung Spaß macht – und nicht, weil eine Suchmaschinenfirma ihre Crawling-Kapazität optimieren möchte. Unternehmen sollten mobile Websites bereitstellen, damit Kunden Angebote auch unterwegs bequem wahrnehmen und benutzen können – und nicht, weil Google das erst im Jahr 2015 fordert.