Unternehmen aus dem Online-Umfeld suchen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften, um offene Stellen und wichtige Prozesse in ihren Firmen zu besetzen. Der E-Commerce-Markt wächst und liefert jedes Jahr neue Rekordumsätze. Nicht nur reine Online-Firmen wie Zalando und Co. sehen sich vor die immer schwierigere Aufgabe gestellt, mehr und besser qualifizierte Fachkräfte an das Unternehmen zu binden.
E-Commerce-Nachwuchs aus Würzburg
Seit dem Jahr 2011 bietet die staatliche Hochschule FHWS (Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt) im fränkischen Würzburg den eigenständigen Studiengang E-Commerce an. Er ist die konsequente Weiterentwicklung des bisherigen Schwerpunktes E-Commerce, der seit 2002 im Rahmen des Wirtschaftsinformatikstudiums in der gleichen Fakultät angeboten wurde. Der Unterschied liegt darin, dass man nun 100 % E-Commerce statt bisher nur wenige Seminare im Hauptstudium in den Lehrplan verankern konnte. Prof. Dr. Mario Fischer, welcher schon die E-Commerce-Schwerpunkte betreute, initiierte den Studiengang und ist seit dessen Etablierung im Herbst 2011 auch Studiengangleiter. Nun ist es möglich, das „Online-Handwerk“ in all seinen Facetten zu erlernen und mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science“ abzuschließen.
Studieninhalte und Aufbau
Der Studienstart ist zum Wintersemester möglich und setzt eine (Fach-)Hochschulreife voraus. Den Bachelor of Science erhält man nach sieben Semestern Vollzeitstudium, dies entspricht 3,5 Jahren Regelstudienzeit. Die ersten vier Semester bieten für alle Studierenden die gleichen Inhalte. Das folgende fünfte Semester ist ein Praxissemester, in welchem die Studierenden ihr bisher gelerntes Wissen bei namhaften Firmen anwenden und weiter ausbauen können und sollen. Die fachliche Basis dafür sind Vorlesungen wie Suchmaschinenoptimierung, Oberflächengestaltung & Usability. Auf der technischen Seite vertreten sind z. B. die Veranstaltung Web- & Skriptsprachen, in der man alle geläufigen Sprachen wie HTML, CSS oder PHP erlernt. Weitere Vorlesungen, welche in einem informatiklastigen Studiengang nicht fehlen dürfen, sind Mathematik und Programmieren. Natürlich sind auch betriebswirtschaftliche Inhalte Teil des Lehrplans, darunter Wirtschaftswissenschaften und Rechnungswesen. In den letzten beiden Semestern findet die Vertiefungswahl statt, hierbei kann man schon heute zwischen „Webmanagement“, „E-Business-Architekturen“ und „Information Security“ wählen. Weitere Vertiefungen sind aufgrund der wachsenden Studentenzahlen schon im Aufbau. Nicht selten ergeben sich hieraus in Verbindung mit Projekt- und Bachelorarbeiten die ersten Ansätze einer Karriere im entsprechenden Berufsumfeld. Auch die Internationalität im Arbeiten und Denken bleibt nicht unbeachtet: Schon im zweiten Semester haben die Student(inn)en die Möglichkeit, nach Absolvierung eines interkulturellen Seminars in drei Stufen virtuell mit indischen Kommilitonen der Partnereinrichtung Christ University in Bangalore zusammenzuarbeiten, dann Indien im Rahmen einer zweiwöchigen Exkursion zu besuchen, um dort Vorlesungen zu hören, Unternehmenskontakte zu knüpfen und kulturelle Events zu erleben. Die Partnerstudenten sind dann ein paar Monate später als Gäste an der Hochschule. Ein ähnliches Programm soll zeitnah mit einem Online-Marketing-Studiengang in Bangkok etabliert werden. Eine „internationale Woche“ mit Dozenten renommierter europäischer und amerikanischer Hochschulen ist ein weiterer Baustein des zukunftsgerichteten Studiums.
Nahe an der Praxis
Die Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik mit ihren ca. 1.000 Studierenden steht selbstverständlich in gutem Kontakt mit Unternehmen aus allen Branchen. Somit ist klar, dass für Studierende des Studienganges E-Commerce gute Stellen für Praktika in Top-Unternehmen sozusagen sicher sind. Man legt großen Wert auf eine praxisnahe Ausbildung; so werden oft Vorträge von Gastreferenten, von denen viele zu den Experten auf Ihrem Fachgebiet zählen, gehalten und Exkursionen unternommen. In der Studienvertiefung „Webmanagement“ findet das Hauptseminar komplett außerhalb der Hochschule bei einem einladenden Unternehmen wie z. B. Baur, der Pro7Sat1-Mediengruppe oder auch – deutschlandweit einzigartig – direkt bei Google in Hamburg statt.
Als Lehrbeauftragte sind unter anderem Timo Aden, André Morys und Moritz Habermann tätig; schon zum kommenden Wintersemester wird diese Liste um weitere renommierte Vertreter(innen) der Branche ergänzt. Im Rahmen eines Planspiels erlernen und erfahren die Studierenden zusammen mit Dozenten über das Wochenende in geschlossener Atmosphäre anhand einer praktischen Marktsimulation alle Möglichkeiten – von wirtschaftlichen Entscheidungen bis hin zum Verstehen aller Marketingkanäle. In einem eigenen Seminar Unternehmensgründung und -management wirdder Unternehmergeist der Studierenden geweckt, um sie auf die Welt als Entscheider und Macher vorzubereiten bzw. einzustimmen.
So wird eine Reihe von Möglichkeiten aufgezeigt, wie man von einer Idee hin zum fertigen Businessplan kommt. Finanzierung und Geschäftsentwicklung – sei dies durch Venture Capital oder durch die Hilfe eines überzeugten Business Angel – werden erklärt, ebenso werden auch entsprechende reale Kontakte hergestellt. Zudem steht für die Studierenden ein gutes Gründernetzwerk bereit, in dem ihre Ideen gefördert werden und an welches sie sich jederzeit auf der Suche nach einem guten Rat wenden können. Eine weitere praxisnahe Erfahrung ist die jährliche Teilnahme der FHWS an der Google Online Marketing Challenge. Daran wurde unter Aufsicht und Betreuung von Mario Fischer schon in den früheren Schwerpunkten der Wirtschaftsinformatik teilgenommen. Die Platzierungen früherer Teilnehmer der Fakultät waren immer in den TOP-Positionen auf der EMEA-Ebene (Europe/Middle East/Africa) zu finden. Mehrfach wurden Gewinnerteams zu Google nach London oder Hamburg eingeladen. Ziel der Challenge ist es, mit echtem Klick-Geld praktische Erfahrung mit AdWords von Google zu sammeln und die Feinheiten einer gut durchdachten AdWords-Kampagne zu verstehen. Die Teilnehmer der Challenge müssen eine geeignete Webseite finden, welche noch nie AdWords geschaltet hatte oder zumindest in den letzten sechs Monaten nicht. Dafür bekommt der Betreiber dieser Seite ein top aufgesetztes AdWords-Konto plus eventuelle Conversion-Optimierung seiner Seite und einer Implementierung von Trackingsoftware gratis von den Nachwuchs-„Onlinern“.
Würzburg als Studienstandort
Sicher ist neben dem Studienangebot und den Inhalten des Studiengangs auch die Stadt, in der ein Student lebt, von großer Bedeutung. Schließlich soll die Studienzeit ja die schönste des Lebens sein. Würzburg bietet seinen Studenten einiges, was bei einer Universitäts- und Hochschulstadt mit über 33.000 Studenten auch nicht verwundert. Natürlich dürfen auch die Feiermöglichkeiten nicht zu kurz kommen; hier kann die Stadt am Main auf ein schier unerschöpfliches Repertoire an studentenfreundlichen Bars und Diskotheken zurückgreifen. Für Freunde der Kultur wird zum Beispiel die Würzburger Residenz geboten oder die Marienburg, welche hoch auf dem Weinberg über der Stadt wacht. Aber auch innerhalb der Fakultät wird der Vernetzung, dem Spaß und dem Sport breiter Raum eingeräumt. So findet einmal im Jahr ein gemeinsames „IWI-Snow“ statt, bei dem Dozenten, Lehrbeauftragte, ehemalige und aktuelle Student(inn)en für ein Wochenende Skigebiete in Saalbach oder am Wilden Kaiser unsicher machen. Auch der heimische Weihnachtsmarkt wird im Rahmen von „Betrunken Gutes tun“ – einer social activity von Medianois – heimgesucht. Alle zwei Jahre soll auch die Online Marketing JAM stattfinden, ein Format, bei dem Studenten und Praktiker, Wissenschaftler und Absolventen gemeinsam in Workshops und Seminaren einen intensiven Austausch pflegen.
Fazit
Wie bei allem, was neu aufgebaut wird, gibt es auch im neuen Studiengang E-Commerce Entwicklungen, Veränderungen und Optimierungen. So gab es natürlich vor allem im ersten oder zweiten Semester an einigen Stellen Verbesserungsbedarf, welcher in Form von Modulplanänderungen und Neuberufungen von Professoren bereits vollzogen wurde. Der Studiengang befindet sich im Fluss, will mit der Zeit gehen und ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Er genießt schon jetzt einen äußerst guten Ruf, obwohl es noch keinen Absolventen dieses Studiengangs gibt. Aber durch die vorangegangenen Schwerpunkte der Wirtschaftsinformatik eilt der Ruf des neuen Studiengangs aus Würzburg diesem voraus. Gerade sind die ersten Studenten des Studiengangs aus dem Praxissemester zurück und werden im März 2015 mit extrem guten Jobaussichten mit dem Bachelor of Science in die Berufswelt starten. Inwieweit ein entsprechender berufsbegleitender Masterstudiengang das Angebot bald ergänzen sollte, wird aktuell intensiv geprüft.