„Fuck Google-centricity!“ Ralf Zmölnig, Geschäftsführer der Rockit-Internet GmbH, löste auf der SEOkomm 2013 wilde Gefühle aus. Viele applaudierten, andere rangen um Fassung: Es darf nicht sein, was nicht sein kann!
Abgekratzt …
„Was passiert, wenn Du ab jetzt keine Besucher mehr über die organische Google-Suche erhältst?“ In den vergangenen zwölf Monaten habe ich diese Frage in Dutzenden online-basierten Unternehmen gestellt. Die Antworten waren verheerend, der Tenor lautete: „Dann haben wir ein echtes Problem (und können fast dichtmachen).“
Es ist weitgehend bekannt, dass eine Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten ein hohes Risiko für ein Unternehmen darstellt. Für Unternehmen mit einer hohen Online-Affinität gilt deshalb umso mehr: Wenn Dein Unternehmen deshalb prächtig läuft, weil Du sehr viele Besucher nur über Google bekommst, dann gehst Du ein großes Risiko ein. Nicht weil Google morgen pleite oder unpopulär werden könnte. Vielmehr wird das Risiko immer dann vor Augen geführt, wenn die Suchmaschinenfirma aus Mountain View Änderungen am Algorithmus durchführt, die sich nachteilig auf die eigene Online-Sichtbarkeit auswirken, oder wenn Wettbewerber ein höheres Maß an Schlagkraft besitzen.
Intelligente Unternehmen diversifizieren ihre Besucherströme für organische Suchen deshalb über eine Vielzahl alternativer Suchmaschinen: Allein in Deutschland gibt es Tausende, sehr bedarfsspezifisch ausgerichtete Suchmaschinen.
Aus einem ontologischen Schubladendenken heraus wird gern argumentiert: „Von anderen Suchmaschinen bekomme ich keine Besucher!“ Das ist richtig. Website-Besucher kommen – wie bei Google auch – erst dann, wenn dafür optimiert wurde. Ein weiteres häufiges Argument lautet: „Darüber bekomme ich nicht so viele Besucher wie über Google.“ Was für reine TKP-finanzierte Portale vielleicht noch passen mag, gilt für E-Commerce-Seiten schon lange nicht mehr: Hier geht es nicht mehr um die reine Anzahl, sondern um die richtigen Besucher.
Mit Blick auf das Verhältnis von Transaktionen zu Wettbewerbern sind bedarfsspezifische Suchmaschinen dem Generalisten Google in der Praxis regelmäßig überlegen: Während man sich beim großen G mit vielen Wettbewerbern herumschlägt, kommen beispielsweise über Pferde-, Versicherungs- oder Eltern-Suchmaschinen gut vorqualifizierte Website-Besucher, die sich eventuell schon mit ihrem Bedarf geoutet haben. Und das bei einer entspannten Wettbewerbs-Situation! Darüber hinaus sind solche Suchmaschinen so einfach zu optimieren wie Google im Jahre 2000 ... ;-)
Lange Zeit galt es als unpopulär, Websites in „viele kleine Suchmaschinen einzutragen“. Diese Denkweise entstand, als sich innerhalb des Google-Systems wenige Wettbewerber eine große Anzahl an Suchenden teilten. Heute liefern viele dieser „kleinen“ Suchmaschinen im Zusammenschluss mit anderen Portalen wichtige Funktionen: Zum Beispiel lassen sich in YELP! Unternehmen geografisch verorten, durch Empfehlungen vertrauenswürdig positionieren und ranken in der Ergebnisliste von Apples SIRI. Nischen-Suchmaschinen wie ehorses.de, theralupa.de, dawanda.com oder Generalisten wie my-hammer.de & Co. sind einfach zu optimieren und liefern oft exzellente Interessenten.
Die Long-Tail-Logik von Suchbegriffen lässt sich in der Praxis auf Suchmaschinen übertragen: So können zwei, drei spezialisierte Suchmaschinen dasselbe Transaktions-Volumen wie eine adäquate Google-Optimierung liefern. Der Aufwand ist zumeist geringer – und es sind weniger Wettbewerber im Spiel.
Eine gute Fortführung der Suchmaschinen-Optimierung ist die Frage: „Woher bekommen wir kontinuierlich neue Interessenten – OHNE Google?“