Seit Herbst 2011 bietet die private Fachhochschule in Wedel einen Bachelorstudiengang E-Commerce an. Die Nähe zum Online-Riesen OTTO ist nicht nur geografisch vorhanden. Man hat auch die Professur gestiftet.
Otto ... da studier` ich gut?
Zeitlich gemeinsam mit der staatlichen Hochschule FHWS in Bayern wurde 2011 auch im hohen Norden ein entscheidender Sprung getan: Während die Inhalte des „E-Commerce“ bis dahin ein Schattendasein, verteilt auf diverse BWL-, Wirtschaftsinformatik-, Medien- und Marketingstudiengänge führten, gibt es seit nunmehr zwei Jahren an diesen beiden Standorten die Möglichkeit, von der Pike auf reinrassig E-Commerce zu studieren und mit einem Bachelorabschluss zu beenden.
Zugangsvoraussetzung für das Studium ist die (Fach-)Hochschulreife, der Studienstart ist zum Sommer- und zum Wintersemester möglich und sowohl eine eher technische als auch eine eher wirtschaftliche Ausrichtung sind schon ab dem 1. Semester wählbar.
In sieben Semestern, das entspricht mind. 3,5 Jahren, ist das Vollzeitstudium mit allem angereichert, was der Studiengangsleiter Prof. Dr. Schneider bzw. die kooperierenden Unternehmen für notwendig erachten. Alle Studenten haben Fächer aus den Fachgruppen Mathematik, Medieneinsatz und E-Commerce, bei den Wirtschaftlern kommen Finanzmathematik und Wirtschaftsprivatrecht sowie einige Marketingfächer dazu, bei den eher technisch Interessierten beispielsweise UNIX, Datenstrukturen in C und Softwaredesign. Die E-Commerce-Kernveranstaltungen ziehen den weiten Bogen von Online-Marketing, E-Commerce-Systemen, Multi-Channel-Retailing, Location Based Services und mobilem Internet bis zu Web-Analytics und SEO-Übungen.
Die FH Wedel ist mit ca. 1.000 Studenten eine eher kleine Hochschule, die als gemeinnützige GmbH von der Gründerfamilie geführt und von renommierten Unternehmen unterstützt wird. Staatlich anerkannt sind die Hochschule und auch der Abschluss als Bachelor of Science, wobei man eben an einer solchen Hochschule auch in den eigenen Geldbeutel greifen muss. Aktuell 1.530,- € pro Semester als Studiengebühren, da wird das eigene Budget schon mit ca. 10.000 € belastet. Für eine private Hochschule ist das noch vergleichsweise günstig, trotzdem begannen im WS 12/13 nur 14 Studierende den Bachelor- und vier den Masterstudiengang.
Da noch keine Absolventen vorhanden sind, lässt sich über die Berufschancen auch keine Statistik erstellen. Es ist aber anzunehmen, dass die vielen in der Lehre und mit Praxisbeispielen vertretenen Unternehmen wie OTTO, Beiersdorf, Hermes oder Immonet hier auch gezielt auf Nachwuchssuche gehen. Oder man bewirbt sich gleich für eines der Stipendienprogramme, bei denen wiederum die Otto Group, BIT-SERV, Hapag-Lloyd oder innovas die Studiengebühren ab dem 2. Semester übernehmen. Neu seit diesem Wintersemester ist ein duales Studienmodell, bei dem neben einem dann neunsemestrigen Studium umfangreiche Praxiszeiten erbracht werden.
Ebenso wichtig ist es, dass die Inhalte praxisgerecht vermittelt werden. In Wedel wird daher eine Reihe von Übungen in Kooperation mit Unternehmen angeboten. Zum Beispiel:
- Übung „Suchmaschinen-Marketing“ (zusammen mit SEO-Experten der Otto Group)
- Übung „Online-Shop Aufbau & Betrieb“ (u. a. zusammen mit Jimdo aus Hamburg)
- Übung „Web-Analytics“ (zusammen mit etracker)
- Übung „Category Management“ (u. a. zusammen mit vStores Trading)
Neben dem Studiengangsleiter Prof. Dr. Holger Schneider, der die Stiftungsprofessur innehat, unterrichten auch Lehrbeauftragte die kleinen, bis 30 Studenten großen Gruppen. Eine Reihe übergreifender Veranstaltungen sowie die Grundlagen werden gemeinsam mit den Studiengängen Informatik, Wirtschaftsinformatik und BWL in Vorlesungen mit bis zu 200 Studierenden gestaltet.
Was immer bei einem Hochschulstudium zählt, ist die Akkreditierung, in diesem Fall durch Acquin, wodurch man weltweit an fast beliebigen Hochschulen einen Master draufsatteln kann. Ob wirklich die akademische Laufbahn weiterverfolgt wird, kann man ja auch später entscheiden. Eine passende bietet Wedel auch selbst an. Dabei können hier auch Absolventen anderer Bachelorstudiengänge wie Betriebswirtschaftslehre, Wirtschafts- oder Medieninformatik quer einsteigen, direkt oder aber nach einer dazwischenliegenden beruflichen Tätigkeit. Wer also statt eines einfachen Lehrgangs oder eines Zertifikates wirklich einen Hochschulabschluss „im Thema“ erwerben möchte, der ist in Wedel sicher gut aufgehoben.