Künstliche Intelligenz – Eine Einführung

„Was sagen Sie als Außenstehender zum Thema Intelligenz?“ Wenn man menschliche Intelligenz schon nicht konkret definieren kann, wird es mit künstlicher Intelligenz noch schwieriger. Jerry Kaplan, unter anderem Dozent an der Standford University, vielfacher Unternehmensgründer, Innovator und Experte für künstliche Intelligenz, schafft Seltenes: Er adressiert „den Wissensdurst eines fachfremden Publikums“ und trifft genau den Level an wissenschaftlicher Tiefe und populärer Darstellung, der dem Thema entspricht. Sehr spannend eingebunden in einen historischen Abriss von den Ursprüngen der Computerei bis zu fast tagesaktuellen Lösungen zeigt er echte und scheinbare Meilensteine der Entwicklung auf. Ohne die jeweiligen Forscher und Unternehmen zu diffamieren, ordnet er „eher zu optimistische Einschätzungen“ und „übereilte Hochrechnungen“ so ein, dass man als Leser auch zu aktuellen Verlautbarungen neue Sichtweisen entwickelt. Gekonnt und gut nachvollziehbar grenzt Kaplan die verschiedenen Ausprägungen der KI wie Robotik, Bilderkennung, Spracherkennung, NLP etc. voneinander ab und zeigt deren Entwicklungsstand. Jenseits der eher technischen und mathematischen Fundamente wird auch – im jeweils passenden Umfang – über philosophische und rechtliche Fragen sowie die befürchteten und tatsächlichen Auswirkungen auf die Arbeitswelt und die soziale Gerechtigkeit der Gesamtkontext dargestellt. Nicht nur im Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen wird sprachlich leicht nachvollziehbar unterschieden. In „Ich-Form“ geschriebene Aussagen sollen als subjektive Einschätzungen klar von den belegten, zitierten und wissenschaftlich fundierten Thesen und Konzepten abgegrenzt werden. Damit ist „Stand der Wissenschaft“ und „Meinung“ klar zu trennen. Selten, dass ein Fachbuch als reines Textbuch ohne Grafik und „Layout“ den Leser so hineinzieht. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen liest sich flüssig und an keiner Stelle „künstlich“ transformiert. Der richtige Mix aus englisch belassenen Ausdrücken und Übersetzungen ist sehr gut getroffen. (Michael Müßig)

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